- Historiker arbeiten mit"Fälschungen im Dienst der Wahrheit"! @T.S. und wer will - dottore, 12.10.2001, 13:41
- Re: Historiker arbeiten mit - Theo Stuss, 12.10.2001, 14:26
- Re: Historiker arbeiten mit - PuppetMaster, 12.10.2001, 14:39
- Re: Historiker arbeiten mit gefälschten Quellen (warum DAS weglassen???) - dottore, 13.10.2001, 20:29
- Re: Geschichte kommt von"schichten" und wer mit gefälschten Quellen arbeitet.. - dottore, 12.10.2001, 19:12
- Re: Geschichte kommt von (owT) - Firmian, 12.10.2001, 22:52
- Re: Historiker arbeiten mit - PuppetMaster, 12.10.2001, 14:39
- Historikerstreit: Weitere Quellen zum nachlesen? - Victor, 12.10.2001, 14:45
- Re: Historikerstreit: Weitere Quellen zum nachlesen? - XERXES, 12.10.2001, 14:56
- Re: Historikerstreit: Weitere Quellen zum nachlesen? - Euklid, 12.10.2001, 18:03
- Re: Versuch's damit - aber WARNUNG! Alle werden Dich auslachen... - dottore, 12.10.2001, 18:17
- Re: Historiker arbeiten mit - Theo Stuss, 12.10.2001, 14:26
Re: Versuch's damit - aber WARNUNG! Alle werden Dich auslachen...
>Hallo Dottore,
>es ist immer wieder faszinierend für mich, deinen Ausführungen zu folgen.
>Für Geschichte habe ich mich schon immer (hobbyhaft) interessiert. Wenn es mir auch im ersten Moment schwerfällt, die Existenz von z.b. Alexander dem Grossen, Platons, Karl des Grossen etc. in Frage zu stellen.
Also ich bedanke mich zunächst sehr. Ich bin auf Punktschuss spezialisiert und habe keinerlei zusammenhängende Geschichtsbilder (außer den bekannen mainstreamigen natürlich). Mir ist auch ganz wurscht, ob und wer existiert hat. Ich finde es nur unsachlich und unsauber, Leute wie KdG aufzutischen und zu datieren, und an diesem Phantom bis ins Aschgraue festzuhalten, obwohl da nun wirklich nichts stimmt und nichts zusammenpasst.
Da muss man dann gestehen, sorry, die Figur ist nicht zu halten und wir haben jetzt ein Loch und wissen nicht wie wir es füllen können.
Mir geht's da wie bei der Evolutionsdebatte. Ich bin der Meinung, Darwin ist nicht zu halten, bin aber auch kein Kreationist, der Kreationismus ist nach meiner Meinung ebenfalls nicht zu halten. Ich sage dann eben: Ich weiß es nicht. Und fertig.
Das Problem in der Historie ist außerdem: Solche Forschungen werden von Leuten betrieben, die entweder Außenseiter sind (nicht an Unis forschen und lehren und wenn, dann in"anderen" Fachgebieten) oder halt sehr platte"Gegen"-Geschichtsbilder aus dem Hut zaubern, wenn nicht gar -klitterungen betreiben.
Ich nenne jetzt ohne Wertung einige Namen, evtl. mit Kurzkommentar:
Jean Hardouin (1646-1729; Jesuit, verwies viele antike Autoren, incl."Kirchenväter" ins Märchenland, kriegte Riesenprobleme).
Robert Baldauf (Basler Sprachforscher, 1902 sein Buch"Historie und Kritik", mir nur als Bd. 1 jemals untergekommen).
Wilhelm Kammeier (1889-1959; sehr zurückgezogen lebender Lehrer, wenn ich mich richtig erinnere, erbärmlich abgegangen; seine These: zahlreiche"antike" Texte erst im 15. Jh. entstanden. Das erschließt sich mir übrigens auch, nachdem ich die ersten Bibliotheken des später MAs bzw. der frühen Neuzeit, Florenz, Venedig als rekonstruiert und als solche gesehen habe, die Reste halt)
Nikolaus Morosow (1854-1946; großer Chronologie-Kritiker, mit zahlreichen Nachfolgern bis heute, u.a. Fomenko, Garbovitch)
Marcellin Berthelot (1827-1907; legt dar, dass alle sog."Alchimistentexte", die aus dem Arabischen Raum stammen sollen, nicht stimmen können, sondern aus dem 15. Jh. ff. stammen)
Die Namen Heinsohn, Niemitz, Illig usw. sind schon gefallen. Uwe Topper hat Diverses publiziert, gerade jetzt erst wieder (starker Außenseiter, muss aber"reißerisch" arbeiten, um überhaupt einen Verleger zu finden).
>Deine Exkurse machen mir immer Lust, diese Thematik zu vertiefen. Allein, ich weiss nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Am besten vergleichen. Was sagen aktuelle Kritiker (Schwanitz stellt in seinem Bildungsbuch Illig übrigens fairerweise deutlich heraus, er kann es sich leisten) und wo trägt ihre Kritik und wo nicht. Einfach ist das leider nicht, weil man jedem Einwand und dem, wozu ein Einwand, nachgehen muss.
>Mich würden ein paar Literaturangaben interessieren, wo ich einsteigen könnte, um einen ersten Überblick über die von der mainstream-Lehrmeinung abweichende Richtung zu gewinnen. Hättest du bitte ein paar Tipps für mich parat?
Ich würde mit Werner Fuld: Das Lexikon der Fälschungen, Piper, Taschenbuch 19,90 DM anfangen. Das ist seriös und hat hohen Unterhaltungswert. Dann ein Spezialgebiet suchen und vertiefen.
>Ausserdem wäre ich dir dankbar für eine kleine Übersicht deiner Veröffentlichungen zu diesem Thema.
Zuletzt in"Zeitensprünge", Mantisverlag (Illig), aber eben Punktschüsse, aus denen ich hier schon einiges gebracht hatte (Numismatik, Paläographie).
>Besten Dank schon im Voraus.
>Und ich hätte nicht gegen weitere Informationen auf diesem Gebiet.
Ja, Victor:
Mundus decipi vult, ergo decipiatur! Die Welt will betrogen sein, also soll sie's.
Noch ein Punkt, der mir gerade einfällt:
Die Texte von Nag Hammadi liegen seit 1978 mindestens einer breiten Ã-ffentlichkeit vor. Im Klartext sind sie ein schwerer Schlag (u.a. Thomas-Evangelium!) gegen die kanonisierte Bibel (NT) und die aktuelle Kirche.
Über Fund, Fundumstände und die Texte hat vor allem ein DDR-Forscher gebrütet: Prof. Kurt Rudolph, Leipzig. Wissenschaftlich alles von ihm erste Sahne.
Meinst Du Ratzinger schert sich einen Dreck drum? Nicht eine Sekunde.
Oder als Bonbon: Im ältesten Fuldaer Bibliotheksverzeichnis um 800 ist (später ausradiert, aber wieder sichtbar gemacht) steht eine Paulusapokalypse. Die gibt's natürlich auch in Nag Hammadi. Ein völlig neues Gott- und Christusverständnis. Sensationell!
Die wurde also in Fulda (wann auch immer) gelesen, immerhin dem frühmittelalterlichen Bollwerk der christlichen Theologie. Ich habe mich mit Theologen noch und noch unterhalten - meinst Du die juckt das?
Dabei geht's gar nicht mal um die Theologie, sondern um historische Abläufe.
Und wenn Du mich direkt fragen solltest: Das ganze NT ist erst um oder nach 1000 überhaupt erst zusammen gestellt worden.
Und Spitzen-Bibelforscher wie Burton Mack wissen das natürlich ganz genau, lies sein Buch"Wer schrieb das Neue Testament" (vor zwei Jahren etwa auf dt. erschienen) - Du merkst genau, wie unwohl ihm ist. Seinen Schlussgag möchte ich hier nicht vorweg nehmen (Auf einem einzigen Tisch liegt nur ein Buch...)
Gruß
d.
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