- Historiker arbeiten mit"Fälschungen im Dienst der Wahrheit"! @T.S. und wer will - dottore, 12.10.2001, 13:41
- Re: Historiker arbeiten mit - Theo Stuss, 12.10.2001, 14:26
- Re: Historiker arbeiten mit - PuppetMaster, 12.10.2001, 14:39
- Re: Historiker arbeiten mit gefälschten Quellen (warum DAS weglassen???) - dottore, 13.10.2001, 20:29
- Re: Geschichte kommt von"schichten" und wer mit gefälschten Quellen arbeitet.. - dottore, 12.10.2001, 19:12
- Re: Geschichte kommt von (owT) - Firmian, 12.10.2001, 22:52
- Re: Historiker arbeiten mit - PuppetMaster, 12.10.2001, 14:39
- Historikerstreit: Weitere Quellen zum nachlesen? - Victor, 12.10.2001, 14:45
- Re: Historikerstreit: Weitere Quellen zum nachlesen? - XERXES, 12.10.2001, 14:56
- Re: Historikerstreit: Weitere Quellen zum nachlesen? - Euklid, 12.10.2001, 18:03
- Re: Versuch's damit - aber WARNUNG! Alle werden Dich auslachen... - dottore, 12.10.2001, 18:17
- Re: Historiker arbeiten mit - Theo Stuss, 12.10.2001, 14:26
Re: Geschichte kommt von"schichten" und wer mit gefälschten Quellen arbeitet..
... kann seine Arbeit nicht so fortsetzen als seien die Quellen nicht gefälscht.
Warum gehen Sie nicht auf Fuhrmanns Eingeständnis ein (LeGoff schreibt im Grund das selbe), dass die Geschichtswissenschaft über weite Strecken eine Märchenstunde ist?
Wer arbeitet denn mit"antizipatorischen Fälschungen"? Doch wohl die mainstream-Historiker.
>der grundsätzliche Unterschied zwischen mir und Ihnen beruht vor allem in der Methode. Unabhängig davon, wer nun schlußendlich Recht behalten wird, wann die erste Handschrift von De Bello gallico erschienen ist. Mag ich in Einzelfragen Unrecht bekommen und Sie Recht. Ich bleibe dabei, daß am Ende insgesamt derjenige am ehesten Recht behält, der das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet.
Hier wird kein Kind mit dem Bade ausgeschüttet, sondern hier wurden konkrete Fragen nach konkreten Personen und Abläufen behandelt, die zu dem herkömmlich tradierten Geschichtsbild nicht passen. Es gibt keine zweierlei Methoden, jedenfalls nicht in der Historie. Dann könnte letztlich jeder alles frei erfinden.
Da die Geschichte nun mal"Geschichte" heißt, d.h. Schicht auf Schicht, ist sie epochen- oder periodenweise erledigt, wenn auch nur eine Schicht nicht existiert oder nicht stimmt.
>Für Sie ist alles Schwindel und Humbug, ich sehe mancherorts Unsicherheiten in den Quellen, bei einer Reihe von Fälschungen.
Für mich ist keineswegs alles Schwindel und Humbug. Das habe ich niemals behauptet. Es gibt allerdings keine"Unsicherheiten" bei Fälschungen. Nehmen sie das Buch von Prof. Theo Kölzer: Studien zu den Urkundenfälschungen des Klosters St. Maximin vor Trier (10.-12. Jh), 1989. Kölzer ist der beste Urkundenforscher, den es im dt. Sprachraum vermutlich gibt. Er folgert klar, dass"St. Maximim völlig seine... Vorreiterrolle auf dem Boden des mittelalterlichen deutschen Reichs in rechtsgeschichtlicher Sicht (verliert)".
Nun kann er aber nicht so weit gehen, wie Le Goff, der in Knaurs großer Kulturgeschichte geschrieben hatte:
<font color="FF0000">"Ein Mittelalter ohne Urkunden und ohne Inschriften taucht aus der Geschichte auf."</font>
Das geht natürlich für einen Mittelalterhistoriker nicht. Also muss er sich distanzieren und schreibt:"Manche übereifrige Adepten haben ihn (Le Goff) gründlich missverstanden..."
Was gibt's bei gefälschten Quellen eigentlich misszuverstehen?
>Sie machen einen ganzen Wissenschaftszweig nieder, den zu diffamieren ich als E-Techniker mich nicht trauen würde.
Hier wird kein Wissenschaftszweig nieder gemacht, denn es gibt exzellente Historiker, wie noch und noch von mir gepostet. Und das Wort"diffamieren" passt schon gar nicht, weil Diffamieren etwas ist, was man - trotz besseren Wissens - betreibt.
Wie wär's mit umgekehrt: Wer mittelalterliche Historiographie mit eindeutigen Belegen (davon hatte ich nun wirklich diverse gebracht) konkret als unwissenschaftlich und mit gefälschten Quellen arbeitend enttarnt, wird diffamiert?
>Ihnen mögen ja die Grundprinzipien der Wirtschaftswissenschaft klar sein, aber laut UMBRUCH wird durchaus glaubhaft dargetan, daß es gar nicht so klar ist, was Geld ist.
>In der Geldtheorie beweisen Sie viel Geduld, alles den Freigeldwirten zu erklären. Wenn es um Geschichte geht, platzen Sie vor Wut.
Ich habe mich nur gegen ihr Posting gewehrt, von wegen ich könnte mich bei Historikern"nicht blicken lassen", das konnte ich mir"nicht bieten lassen". Ich bitte um Nachsicht und Verständnis.
Ich saß mal in einem Bonner Oberseminar einem Professor aus Heidelberg gegenüber, der geschrieben hatte, Zwingli hätte mit dem Schwert hinrichten lassen. Da mich dies interessierte, habe ich die Quelle eingesehen. Tatsächlich hatte Zwingli die Delinquenten in einem zugenähten Sack in der Limmat versenken lassen - was ja ein Unterschied ist.
Als ich den Professor darauf aufmerksam gemacht hatte, platzte der vor Wut und forderte mich zum Verlassen des Raumes auf ("lassen Sie sich bloß hier nicht mehr blicken!"). Ich blieb sitzen und der Professor verließ den Raum und ließ sich in Bonn nicht mehr blicken.
>Kritische Neubewertung von Quellen ist immer gut, die Abrißbirne ist schlecht!
Ja, was soll ich da noch sagen? Wie soll jemand gefälschte Quellen"kritisch neubewerten". Man kann die Fälschung als Fälschung bewerten, z.B. die"Konstantinische Schenkung" an den römischen Papst. Aber als Quelle für die Zeit, aus der sie angeblich stammen soll (Kaiser Konstantin), ist die Quelle logischerweise unbrauchbar.
>Ich bin eben kein Extremist, ja bin erst recht nicht Nonkonformist aus Prinzip. Ich bin ein Mensch, der sich abwartend verhält.
Ich wünsche Ihnen von Herzen nicht allzu viele und große Enttäuschungen zu erleben.
>Solange wir uns hier nicht einig sind, drehen wir uns im Kreise.
Warum sollten wir uns nicht einig werden? Detailliert vorgetragene Kritik an Lehrinhalten hat nichts mit Nonkonformismus zu tun. Eins meiner Kinder musste sich mit Karl dem Großen beschäftigen (lt. Lehrbuchinhalt). Ich habe meine Kritik präzis vorgetragen. Und der Kaiser verschwand vom Stundenplan.
Wir sollten auch ein wenig Zivilcourage zeigen.
Gruß
d.
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