- Dieter´s Geldtheorie - Dieter, 30.11.2003, 18:59
- ... oder so. - Zardoz, 30.11.2003, 19:39
- Re:... oder so. - Euklid, 30.11.2003, 19:46
- Re:... oder so. - bernor, 30.11.2003, 20:45
- Re:... oder so. - dottore, 01.12.2003, 13:22
- Hallo, @dottore... Bitte nicht... vielleicht später mehr...(Bremen, St Gallen) (owT) - Popeye, 01.12.2003, 13:46
- Re: Yes please - Papierkorb bleibt leer! - dottore, 01.12.2003, 17:23
- Re: Yes please - Papierkorb bleibt leer! Danke! - Popeye, 01.12.2003, 17:59
- Re: Vor allem das youth-bulge-Problem! - dottore, 01.12.2003, 19:37
- Wie kömmts, dass gleich zwei ZB vertreten waren? - MikeFFM, 01.12.2003, 21:17
- Re: Yes please - Papierkorb bleibt leer! Danke! - Popeye, 01.12.2003, 17:59
- Re: Yes please - Papierkorb bleibt leer! - dottore, 01.12.2003, 17:23
- Re:... oder so. - bernor, 01.12.2003, 15:15
- Hallo, @dottore... Bitte nicht... vielleicht später mehr...(Bremen, St Gallen) (owT) - Popeye, 01.12.2003, 13:46
- Re:... oder so. - dottore, 01.12.2003, 13:22
- Re:... oder so. - bernor, 30.11.2003, 20:45
- zum Wert von..... - Dieter, 30.11.2003, 22:50
- Überwiegend d'accord,... - Zardoz, 01.12.2003, 00:04
- Re:... oder so. - Euklid, 30.11.2003, 19:46
- Re: konkret - Ghandi, 30.11.2003, 21:06
- Handelsprodukt - Dieter, 30.11.2003, 22:29
- ... oder so. - Zardoz, 30.11.2003, 19:39
Re: Vor allem das youth-bulge-Problem!
-->>Hallo, @dottore,
>herzlichen Dank für diese dichte Zusammenfassung und den Kommentaren zu anderen Beiträgen und Diskussionspunkten.
>Vielleicht kannst Du gelegentlich mal eine Liste der noch offenen/oder neu hinzugekommenen Fragestellungen ins Forum stellen, damit man einen 'blueprint' für weitere Analysepunkte hat.
Also da wären:
1. Warum kommt es zur Sesshaftigkeit? Ich gehe vom Jäger aus, der absolut affluent lebt (Sahlins et al.).
Möglichkeit a): Er sieht, dass er mehr aus dem Man Farming als aus dem Man Hunting zieht, was ihn unbeweglich macht, wobei es ihm beim Man Hunting nur um Eiweiß geht, wie beim Animal Hunting auch; man stelle sich vor: Ein einsamer Trupp Hunter, der gar nicht wissen kann, dass es auch andere Trupps gibt. Am Horizont taucht dieser Trupp auf. Natürlich wird er erlegt - viele Hominiden usw. sind ausgestorben, man weigert sich nur, daran zu denken, dass sie verspeist wurden. Aber es sind auch Kleine dabei, und der Trupp weiß, dass sie noch größer werden wie seine Kleinen auch größer wurden/werden und dass er sie mästen muss, die alte Hänsel & Gretel-story. Die Man Farmer müssen nun ihrerseits für die gefangenen Anderen ebenfalls jagen gehen, damit sie maximalen Eiweiß-Ertrag abwerfen. Irgendwann wird der Trupp zu groß oder (?) die zur Mästung Anstehenden beginnen, sich pflanzlich zu ernähren, usw. - und da das auch geht, geht es auch für die Jäger und die ganze Entourage lässt sich"nieder". (Danach geht's weiter à la Oaxaca mit Tribut usw.). Die picenische Stele zeigt das ziemlich klar.
Möglichkeit b): Die Jäger stoßen auf ihren Streifzügen tatsächlich auf das rich environment von Kelly, evtl. mit Tieren, die nicht fliehen oder sie beginnen, sich sonstwie vor Ort zu ernähren, ohne weiter zu ziehen. Danach starke Populationsvermehrung und tendenzielle Knappheit der Ressourcen (Söhne müssen weg, siehe Heinsohn, usw.). So oder so kommt es wieder zum Oaxaca-Modell: Die Stärkeren (weil mehr) lassen sich alles vom Schwächeren (weil weniger) servieren (erst Beute, dann Tribut), usw. Danach Hierarchie-Bildung und das Problem, die zunächst externalisierte Kostenbewältigung internalisieren zu müssen, mit den bekannten Folgen der Hierarchie-Gefährdung, Umsturz usw. (Tyrannis, oikos-Herren). Der attische Durchlauf also.
2. Das Eigentums-Aufteilungs-Problem. An der relativen"Gleichheit" ist ja was dran. Dann kommt es zur Besicherungs-Problematik (das Schwert des Romulus). Der Besicherer ist ja nicht blöd, sondern lässt sich das entgelten, auch wenn er zunächst als"uneigennütziger" Schiedsherr gestartet war. Er muss als Schiedsherr aber immer mächtiger bleiben als jene, über die er zu ent-scheiden hat. Seine Stellung ist begehrt und ergo umkämpft. Alle Schiedsherren-Plätze sind besichert ("Palast", Burg, Festung, siehe die Grundrisse etwa von Hatusa oder Megiddo). Der genaue Ablauf ist noch nicht klar: Ab wann muss sich der"Herr" verschanzen?
Das ganze Wechselspiel zwischen Offensive (Machterhalt, Machtexpansion) und Defensive (ebenfalls zum Machterhalt usw.) ist ziemlich kompliziert. Es ist aber so abgelaufen (sonst gäbe es nicht überall die selben Spuren wie Tempel, Burgen, Mauern, Paläste, usw., was heißt: Die Kosten für Offensive und Defensive, jeweils der"Herrschaft" steigen schnell. Damit gehen auch die Kosten der Vorfinanzierung hinauf und es muss mehr und mehr zediert werden, vgl. Commons (vielen Dank, der war sehr gut!).
3. Das Waffenkosten-Problem. Waffen lassen sich nur begrenzt monopolisieren (der stets"lahme" Schmied). Werden die Waffen entmonopolisiert oder billiger (der ganze Balkan und das bis zum Kaukasus hin, ist voller früher Waffenlager, die, da sie nicht als"Gräber" gedeutet werden können, da die Toten fehlen, bisher nur festgestellt, aber nicht gedeutet werden konnten)?
Gibt es Schübe in der Waffentechnik (a. Waffeneinsatz-Strategie), die wiederum Wechselwirkung auf die Ã-konomie haben? Auf so was wie Phalanx, schiefe Schlachtordnung usw. muss man erst mal kommen. Wers dann drauf hat, kommt in größte Probleme, da sich so was als Erfolgsmodell sofort rumspricht. Oder anders: Je mehr Mächte über die selben Waffen verfügen, desto entscheidender werden Strategie und Taktik bei ihrem Einsatz gegen andere Mächte, die auch gern (in Form ihrer Machthalter) so opulent leben wollen wie diese, die sie angreifen. Nur Idioten führen Krieg ohne Aussicht auf Beute und/oder Tribut - egal in welcher Form oder wer greift schon Eskimos an, um sie zu unterwerfen?
4. Das End Game. Ist alles zediert und sind alle Machterhaltungskosten damit logischerweise internalisiert (Demokratien) und gibt es keine freien Räume mehr (was wäre passiert, wenn es Amerika überhaupt nicht gegeben hätte, sondern tatsächlich nur Indien, wie vermutet?) und ist also alles verteilt und kommt das Vorfinanzierungsproblem mit voller Wucht daher - wie geht's zu Ende?
Wir reden schlau von inflationärer oder deflationärer Lösung. Aber es ist natürlich keine"Lösung", sondern ein vollständiger Machtzusammenbruch, bei dem die Machtmittel (Waffen) nicht mit zusammenbrechen. Ist es dann die permanente Revolution, wobei immer neue und ganz andere Revolutionäre auftreten? Sind's die (von mir vermuteten) Warlords, also"Rückfall" in kleine Machtzentren, die dann wieder zu größeren werden - aber über allem schweben ja die bekannten und nach wie vor einsatzbereiten WMDs. Das Heinsohn'sche Szenario ("irgendwie" Befriedung, nachdem sich alles ausgetobt hat, Terror usw., weil es dann nirgendwo mehr youth bulges gibt) befriedigt bei aller Stringenz nicht. Seine Schlussworte:
"Bei einer Wende nicht nur Amerikas, sondern auch Europas zurück zur Eigenvermehrung muß der Druck der youth-bulge-Länder, und von dort ausgehend, auf der ganzen Welt wachsen. Man mag das vernachlässigen, weil sich ohnehin nur 60 von 600 Millionen in den kommenden 15 Jahren eine Chance (i.e. auf"Posten", PCM) hätten ausrechnen können. Aber man verspürt vielleicht spätestens dann, daß im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts noch ganz andere Verluste [sic!] anstehen könnten als im gesamten Jahrhundert davor. Daß ein solcher Satz Unrecht behalten will, versteht sich von selbst."
... wirken mehr als wishful thinking denn als knallharte Analyse von Unausweichlichkeiten. Die 540 Millionen"Leerausgeher" müssen schließlich auch erst mal"weg". Und wenn sich nur ein Promille davon standesgemäß verabschiedet, also den Staniolstreifen zieht, haben wir 540.000 gewaltige Semtex-Blitze zu bestaunen.
Das hält auch eine UNO-Staatengemeinschaft schlicht nicht aus. Nicht mal 54.000. Also das End Game sub specie youth bulge und nicht nur sub specie Ã-konomien und Finanzen wird gar nicht glatt ablaufen.
>Jedenfalls scheint es so, als ob Du keineswegs 'abgeschlachtet' wurdest.
Keineswegs. Wie alle Schalmaien-Theoretiker sind sie um den heißen Brei herumgeschlichen. Zutiefst verunsichert indes (soweit ich Einzelgespräche führen konnte) waren sie allesamt.
>Vielleicht war aber jeder auch noch ein wenig zu sehr mit seinem eigenen Vortrag beschäftigt und einige Kommentare kommen erst ex post St. Gallen & Bremen??
Bisher noch nicht.
>Gibt es Bremen dann per Buch irgendwann?
Ja, Metropolis-Verlag. Alle Vorträge. Allerdings in Kurzform, die ich erst noch erstellen muss. Das Grand Oeuvre kommt dann extra. er Verleger, falls sich einer findet, tut mir schon jetzt leid. Ich habe aber fest gebucht eine Lauwasch-Form in Wiederauflage früherer zum"Niedergang" der BRD. Dabei muss ich mir eine"Lösung" einfallen lassen, die etwas intelligenter ist als Sparappelle usw.
>Glückwunsch, allerherzlichsten!
Kann ich nur mit allerherzlichstem Dank erwidern.
Grüße zurück!

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