- Auf der Suche nach literarischen Belegen gegen die"Machttheorie" stieß ich auf: - Galiani, 02.12.2003, 18:41
- Re: Auf der Suche nach literarischen Belegen gegen die - Gatsby, 02.12.2003, 20:21
- Sehr interessant! Und ich habe eine Münze aus d. sterbenden Malta (Ende 18. Jh) - Galiani, 02.12.2003, 20:44
- Macht und Herrschaft - FOX-NEWS, 02.12.2003, 21:51
- Re: Macht und Herrschaft - Galiani, 02.12.2003, 22:48
- Re: Macht-Monopole - Tassie Devil, 03.12.2003, 05:31
- Re: Macht und Herrschaft - Galiani, 02.12.2003, 22:48
- Macht und Herrschaft - FOX-NEWS, 02.12.2003, 21:51
- Sehr interessant! Und ich habe eine Münze aus d. sterbenden Malta (Ende 18. Jh) - Galiani, 02.12.2003, 20:44
- Der Kreuzritterorden - Turon, 02.12.2003, 21:24
- @Turon: Re: Der Kreuzritterorden - Galiani, 02.12.2003, 22:43
- Gibt es denn einen anderen Grund sich in den Schutz der Macht - Turon, 02.12.2003, 23:08
- @Turon: Re: Der Kreuzritterorden - Galiani, 02.12.2003, 22:43
- Re: Klassischer Beleg FÃœR die Machttheorie - dottore, 03.12.2003, 17:15
- Re: Korrektur:"... war die Freiheit nicht von Anfang an da..." plus Zusatz: GB - dottore, 03.12.2003, 18:19
- @dottore: Nach Lektüre erst der 1. Zeile-Es kann natürlich überhaupt keine Rede - Galiani, 03.12.2003, 18:32
- Re: Auf der Suche nach literarischen Belegen gegen die - Gatsby, 02.12.2003, 20:21
Auf der Suche nach literarischen Belegen gegen die"Machttheorie" stieß ich auf:
-->Hallo
Natürlich habe ich zunächst bei Autoren nachgeblättert, die Anfangs der 30-er Jahre vor den verheerenden Folgen der Übernahme der"Macht" durch die neuen"Machthaber" warnten. Dabei bin ich auf Werner Hegemann gestoßen, der in seiner"Entlarvten Geschichte" (Prag 1934; S. 78ff) nebenbei auch den Mythos von der wirtschaftlichen Effizienz der"Macht" gründlich als Mär entlarvt. Allen, die noch nicht davon überzeugt sind, daß die"Macht" keineswegs das hervorzubringen vermag, was dottore annimmt (nämlich größere Effizienz und damit höhere Abgabenleistung), sondern ganz im Gegenteil eben geringe Effizienz und niedrigere Abgabenleistung, empfehle ich den folgenden Text (Heraushebungen von mir):
Lujo Brentano ["Die feudale Grundlage der schlesischen Leinenindustrie" in"Alte und neue Feudalität. Ges. Aufsätze zur Erbrechtspolitik", Leipzig 1924] zeigt, daß Friedrich II. seinen eroberten schlesischen Webern ebenso furchtbar schadete wie seinen geknechteten preußischen Bauern. Brentano zeigt auch, daß [i]nur die fehlende Freiheit die schlesischen Weber befähigt hätte, den Wettbewerb der fortschrittlicheren Länder Irland und Osterreich auszuhalten. Lessing behielt im furchtbarsten Sinne recht, als er „Preußen das sklavischste Land Europas" nannte.
Verglichen mit dem preußischen Schlesien war sogar das von England geknechtete Irland ein freies Land. Brentano zeigt, daß in Irland und in den noch österreichischen Teilen Schlesiens (die also nicht unter das friderizianische Joch gefallen waren) die Leinenweber schon zu Friedrichs II. Zeit befreit wurden. Brentano zeigt, daß sogar in dem verschrieenen Irland, die armen Weber sich damals etwas ersparen, sich bessere Werkzeuge kaufen und damit die Güte und Verkäuflichkeit ihrer Erzeugnisse verbessern konnten. Sie konnten auch nach Amerika auswandern. Alles das konnten sie nicht in Preußen, wo sie nur Sklaven und auf ewig zur Schinderei mit der rückständigen Handspindel verdammt waren. Deswegen liefen die irische und die böhmische Leinenweberei der preußisch-schlesischen den Rang ab.
Mit wahrhaft königlicher Verblendung <font color=#FF0000>eiferte Friedrich II., die Weberei seines mißhandelten Schlesiens zu stärken</font>. Mit den abscheulichsten Mitteln zwang er immer neue Menschenopfer aus dem In- und Auslande zur Leinenweberei. Doch die vermehrten Gewebe <font color=#FF0000>wurden um so unverkäuflicher, je minderwertiger die Leistungsfähigkeit dieser hungernden Sklaven wurde</font>.
Lujo Brentano stellt fest:
„Oft waren sie dem Hungertode nahe und erhielten sich nur, indem sie, die gefallenen Tiere aus der Schindergrube holten und verzehrten oder statt des Brots ein Gebäck aus Moos aßen. Der Lohn war minimal... Es bestand kein anderer Antrieb zur Arbeit außer dem Zwang: Hunger und barbarische Strafen... <font color=#FF0000>Aber weder Karre noch Stock, Halseisen oder Zuchthaus vermochten die Schlechtigkeit der schlesischen Gespinste zu bessern...</font> Die Kaufleute aber, wenn sie gegen die Unzweckmäßigkeit, ja Undurchführbarkeit der getroffenen Anordnungen protestierten, erhielten Verweise, weil sie sich nicht entblödet hätten, den ihnen geschehenen Antrag in ihrer Vorstellung auf eine skeptische Weise zu behandeln, und ihre Stimme wurde durch Drohungen, Exekutionen und andere Gewaltmaßregeln, die auf ihre Häupter niederprasselten, erstickt."
Den Kaufleuten, die sich weigerten, <font color=#FF0000>die unbrauchbaren Erzeugnisse der friderizianischen Gewerbepolitik zu kaufen, weil sie unverkäuflich waren,</font> legte Friedrich II. „Polizeibereuter" ins Haus....
Lujo Brentano fährt fort: <font color=#FF0000>„Aber das einzige, was hätte geschehen können, um die Leinenweberei zur Blüte zu bringen, die Beseitigung der Unfreiheit</font> wurde nicht in Angriff genommen, <font color=#FF0000>der freie Unternehmungsgeist dagegen wurde erstickt. So waren die Zeiten, die Friedrich vorbereitete, nicht die Blüte, sondern der Verfall. Nicht die Länder, in denen die Konkurrenz mit Knutenstrafe aufkam aber waren es, die der schlesischen Leinenindustrie gefährlich wurden, sondern die freien Länder</font>."
Nach dem Zusammenbruch des friderizianischen Staates und seiner widersinnigen Gewerbepolitik sollten die schlesischen Leinenweber wie die preußischen Bauern endlich „befreit" werden. Aber Friedrich II. hatte in ganz Ostelbien und auch in Schlesien dafür gesorgt, daß selbst nach seinem Tode die politische Macht in den Händen der Grundherren blieb, in deren Sklaverei er die Weber festgehalten hatte. So nützte den armen Webern auch die „Befreiung" nichts. Wie Knapp gezeigt hat, daß die preußischen Rittergutsbesitzer die durch Stein versuchte „Bauernbefreiung" bis zur Revolution 1848 zu hintertreiben vermochten, genau so zeigt Brentano, daß die schlesischen Grundherren die Weber trotz der neuen Gewerbefreiheit in der alten friderizianischen Sklaverei festzuhalten verstanden. Im Staate Friedrichs des Großen bedeutete „Bauernbefreiung" und Gewerbefreiheit" zwangsläufig vor allem Freiheit zu noch schwererer Bedrückung der Bauern und Gewerbetreibenden. Die friderizianische Sklaverei steckt noch heute allzu vielen Deutschen in den Knochen. Treffend schrieb der Verfasser des kommunistischen Manifestes, Friedrich Engels:"Der nor- wegische Bauer war nie leibeigen, und das gibt der ganzen norwegiselhen Entwicklung, ähnlich wie in Kastilien, einen ganz anderen Hintergrund. Der norwegische Kleinbürger ist der Sohn der freien Bauern und ist unter diesen Umständen ein Mann gegenüber dem verkommenen deutschen „Spießer." (Brief über lbsens Dramen.)
Die Entwicklungsphasen dieser deutschen „Verkommenheit" schildert Brentano <font color=#FF0000>„Da die Weber ohne Recht, ihre Interessen selbst zu wahren, dagegen mit den alten Abgaben belastet blieben, bedeutete für sie die einseitige Freiheit der Arbeitgeber eine weitere Verschlechterung. Und als die Freiheit endlich kam, waren die Weber durch den langdauernden Druck physisch und geistig so degeneriert, daß sie keinen vernünftigen Gebrauch von ihrer neuen Freiheit zu machen vermochten. Während der großen Webernot von 1770 hatten die Weber für das Mehl, das unter sie verteilt wurde, Schanzarbeit verrichten müssen. Sie waren damals dazu also noch fähig gewesen. Im 19. Jahrhundert scheiterten alle Versuche, die Weber zu anderen Beschäftigungen überzuführen, weil sie dazu zu schwach waren."</font>
[/i]
Gruß
G.
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