- Auf der Suche nach literarischen Belegen gegen die"Machttheorie" stieß ich auf: - Galiani, 02.12.2003, 18:41
- Re: Auf der Suche nach literarischen Belegen gegen die - Gatsby, 02.12.2003, 20:21
- Sehr interessant! Und ich habe eine Münze aus d. sterbenden Malta (Ende 18. Jh) - Galiani, 02.12.2003, 20:44
- Macht und Herrschaft - FOX-NEWS, 02.12.2003, 21:51
- Re: Macht und Herrschaft - Galiani, 02.12.2003, 22:48
- Re: Macht-Monopole - Tassie Devil, 03.12.2003, 05:31
- Re: Macht und Herrschaft - Galiani, 02.12.2003, 22:48
- Macht und Herrschaft - FOX-NEWS, 02.12.2003, 21:51
- Sehr interessant! Und ich habe eine Münze aus d. sterbenden Malta (Ende 18. Jh) - Galiani, 02.12.2003, 20:44
- Der Kreuzritterorden - Turon, 02.12.2003, 21:24
- @Turon: Re: Der Kreuzritterorden - Galiani, 02.12.2003, 22:43
- Gibt es denn einen anderen Grund sich in den Schutz der Macht - Turon, 02.12.2003, 23:08
- @Turon: Re: Der Kreuzritterorden - Galiani, 02.12.2003, 22:43
- Re: Klassischer Beleg FÃœR die Machttheorie - dottore, 03.12.2003, 17:15
- Re: Korrektur:"... war die Freiheit nicht von Anfang an da..." plus Zusatz: GB - dottore, 03.12.2003, 18:19
- @dottore: Nach Lektüre erst der 1. Zeile-Es kann natürlich überhaupt keine Rede - Galiani, 03.12.2003, 18:32
- Re: Auf der Suche nach literarischen Belegen gegen die - Gatsby, 02.12.2003, 20:21
Der Kreuzritterorden
-->Galiani, daß zu viel Machteinsatz letztendlich zu Frust führt, wodurch den Arbeitern scheißegal wird was sie tun, Hauptsache man erwischt sie nicht dabei,
daß sie Mist bauten, ist klar.
Dennoch muß Dir doch bewußt sein, daß man mittlerweile die Mitarbeiter zu Mitverantwortung zwingt und zwar in immer drastischer werdenden Still.
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Insofern ich es noch nicht gebracht habe: der Kreuzritterorden, der zwischen
XII und XIV Jahrhundert auf den polnischen Mazuren (Ostpreußen) angesiedelt wurde, um Ureinwohner von Mazuren zu erobern, hat deswegend extreme Macht entfaltet, weil die Ordensbrüder offenbar sehr gute Organisationstalente
hatten. Der Kreuzritterstaat galt damals in Polen als gewaltige Macht,
die man nicht bekämpfen konnte, und deswegen sind zahlreiche Eroberungen
daraus (wie auch damaliger Verlust des Zugangs zum Baltikum) weitgehend unbeantwortet geblieben.
Dieser Kreuzritterorden hatte jedenfalls äußerst restriktive Gesetze
gehabt. Wer seine Steuern - aus welchem Grund auch immer - nicht zahlte,
wurde gehängt, und zwar für solange Zeit bis sein Körper von alleine
wieder runter kommt. Der Sinn und der Zweck dieser Ãœbung war, allen anderen
klar zu machen was es für Konsequenzen hat, seine Steuern nicht zu bezahlen.
Der Kreuzritterorden, war im Vergleich zu damaligen Polen (geschweige den
den Littauern) im Bezug auf Ausrüstung, Waffentechnologie hoffnungslos
überlegen.
Polen/Littauer gewannen zwar die Schlacht unter Grunwald/Tannenberg in 1410
doch verdanken sie denn Sieg eigentlich nur der extremer List des Anführers der polnischer Krone und der Armee der Littauer - Wladyslaw Jagiello.
Auf dem Schlachtfeld machten sich die Polen erst einmal breit und erwarteten
dort den Entritt des Gegeners. Sie gruben Gräben und versteckten diese.
Der Trick war - die leicht bewaffnete Soldaten der Littauer konnten mit und ohne Pferd die Gräben problemlos mitnehmen, die schweren Divisionen der Kreuzritter sind da dagegen zahlreich reingefallen.
Als die Kreuzritter eintrafen zogen sich die polnischen Einheiten wieder in den
Wald zurück, und wollten da fast den ganzen Tag nicht raus. Die Kreuzritter
dagegen durften mit voller Bewaffnung und Ritterausrüstung was ganz sicher mehr als 50 kg wog sich in der Sonne braten.
Als es zum Kampf gekommen ist, schickte Jagiello ersteinmal die leichten Einheiten mit dem Befehl so schnell wie möglich, umzukehren (provozierte quasi den Angriff der Kreuzritter). Diese gingen dann auf die Polen los, miestens die schweren Einheiten, man spekulierte offenbar, daß Jagiello zur Hilfe polnische schwere Einheiten in den Kampf schickt.
Das tat er solange nicht, solange die Divisionen der Kreuzritter nicht an den gräben eine ganz böse Überraschung erlebte. Es war eine hinterlistige Falle, wo die Kreuzritter sehr viele von ihren schweren Soldaten verloren hat.
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Die Macht des Ordens scheiterte an diesem Tag wegen der Siegessicherheit, und Ãœberheblichkeit und das wiederholt sich in der Geschichte immer wieder und stets aufs Neue.
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Die Geschichte hat mit der Gewalttheorie nur soviel zu tun, daß hier ein junger Staat des Kreuzritterordens innerhalb von etwa 200 Jahren nicht nur die Mazuren beherrschte, sich aber sehr wohl gegen die polnische Macht (da diese immer zerstreut war) lange Zeit behaupten konnte.
Für meine Begriffe: Polen war zu damaliger Zeit wesentlich freier als der Kreuzritterstaat und in mittleren Europa gehörte Polen schon damals, so um 1410 zu den stärksten europäischen Mächten. Die Kreuzritter waren dagegen klein, aber deutlich besser organisiert und verdammt gefährlich.
Hier steht aus meiner Sicht eindeutig 1:0 für dottore, und die Freieheitsdenker
haben wirklich kaum was entgegenzusetzen. Denn hier geht es um den Machtbetrieb
Staat, der seine Bürger rigoros terrorisierte, der den Kreuzritterorden extrem stark und leistungsfähig machte.
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Daß derartig ausgeprägte Tyrannei auch scheitern kann, wirst Du wohl am Beispiel
der UdSSR vorführen. Und hier liegen wir bei der Wahrnehmung des Problems
sicher meilenweit auseinander.
Ich glaube fest daran, daß den Russen und einem Großteil der Polen, der Sozialismus ins Kramm paßte, weil er Niemandem wahrhaftig zu mehr gezwungen hat,
als zur Erfüllung seiner Pflicht: Familie erziehen und unterhalten, sozialistisch zu denken, und ansonsten konnten alle tun was sie wollten.
Ich weise den Vorwurf entschieden zurück, daß das osteurpäische Alkoholproblem
etwas mit Selbsttrost des versklavten Volkes hatte, der sich nichts leisten kann, da es rein gesellschaftliches Erheiterungsgetränk gewesen ist (ich weiß, daß sich die meisten das so nicht vorstellen können). Die Leute hatten Zeit
und genug an erfüllten Bedürfnissen, also haben sie sich so amüsiert wie sie
konnten. Es gab natürlich auch hoffnungslose Trinker - keine Frage, aber ich würde den grund für ihre Sauferei nicht in der Zwangstheorie suchen, sondern
der Ausgrenzung - weil sie hoffnungslose Trinker waren.
Der Leistungsdruck herrschte dagegen im Westen schon damals als ich hierher kam,
und hat sich nur gesteigert zusammen mit den Ängsten um Verlust des Arbeitsplatzes. Daß der Westen exakt darin eines Tages scheitern wird, weil er die letzten Reserven aus dem Bürger holt, ist für mich ganz klare Tatsache.
Dottore hat es sehr zutreffend formuliert (und ist in der guter Position das Thema zu dogmatisieren - halt: so ist das und nicht anders).
Da kann man ihm tatsächlich kaum was entgegensetzen.
Natürlich ist Deine idealistische Denkweise in Hinblick auf die Marktwirtschaft
ziemlich edel, und daß die Bürger dann von alleine den Aufschwung schaffen,
aber wir sollten es ins Auge fassen, wie es in einem durchschnittlichen deutschen Betrieb mittlerweile zugeht.
Du mußt Dein soll schaffen, wenn nicht, gehst Du. Du mußt Dein soll aber nur deswegen schaffen, weil auch ich einen Soll an meinem Banker und an den Staat
zu leisten habe. Daß man ja beides nicht braucht, um zu bestehen, wenn es keine Macht gibt die Deine Bilanzen per Gesetz schmälert und Du keinen Zins abzuleisten hast, dürfte ja klar sein.
Gruß.
P.S.: Auch wenn mir Deine Sichtweise viel symphatischer erscheint, es gibt genug Hinweise (besonders in heutiger Zeit) daß der Staat und seine Macht,
dafür verantwortlich ist, daß man gefälligst in der Entwicklung immer schneller
und immer effizienter sein muß um zu bestehen
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