- OT: Erheiterndes zu Krieg, Embedding und die 1. Pressekonferenz - dottore, 24.07.2005, 15:14
- Maximilian I wollte den Krieg an sich abschaffen... - Stephan, 24.07.2005, 15:49
- Re: Liest sich in den Quellen völlig anders - dottore, 24.07.2005, 18:07
- Re: Liest sich in den Quellen völlig anders - Stephan, 24.07.2005, 23:02
- Re: Liest sich in den Quellen völlig anders - dottore, 24.07.2005, 18:07
- Maximilian I wollte den Krieg an sich abschaffen... - Stephan, 24.07.2005, 15:49
Maximilian I wollte den Krieg an sich abschaffen...
-->...und scheiterte kläglich oder absichtlich...
Hallo dottore und Forum.
Zu diesem Herren gibt es eine erhellende Anekdote, die Leopold Kohr in seinem Buch"Das Ende der Großen - zurück zum menschlichen Maß" erzählt.
Anbei einige Ausschnitte der Seiten S.118 - 121
Die relativ langen Friedensperioden des Mittelalters waren die Folge des Kleinstaatensystems. Ein genialer Schachzug war folgender: Krieg wurde in der Zeit aufteilbar gemacht: Die wunderbare Einrichtung hieß: »treuga Dei«, der Waffenstillstand Gottes.
Die Idee: So wir der Krieg in Räumen aufteilbar war, könnte man ihn doch auch zeitlich aufteilen (getrennte Aktionen und Perioden):
"Jede kriegerische Handlung muss Samstag Mittag unterbrochen werden und durfte erst Montagmorgen wieder beginnen, damit der göttliche Gottesdienst nicht gestört wurde.
Später kam noch der Donnerstag hinzu - zu Ehren der Auferstehung Christi. Dann der Freitag zum Gedenken an die Kreuzigung Christi. Und schließlich auch der ganze Samstag - im Gedenken an seine Beerrdigung. Zu diesen streikt einzughaltenden Zeitzonen kamen noch eine Reihe von Orten zur No-Go-Area erklärt: Kirchen, Kirchgründe, Äcker zur Zeit der Ernte. Schließlich wurden ganze Personengruppen - Frauen, Kinder, alte Menschen und auf den Feldern arbeitende Bauer. Unter besonderen Schutz gestellt. Verstösse gegen den Waffenstillstand Gottes wurden von Kirche und Staat bestraft, besonders schwere Fälle mussten ins Exil nach Jerusalem. Am Ende durften die armen Krieger noch ganze drei Tage kämpfen."
"Die ausgedehnte Wochendunterbrechung hatte partiell zur Folge, dass man am Montag auf die Wiederaufnahme gänzlich verzichtete."
Dieses raffiniert ausgeklügelte System, das uns heute bestimmt zum Lachen bringt, hatte zur Eindämmung des Krieges natürlich eine bestimmte Absicht: Wie ein Sicherheitsventil, konnte sich die Argressivität in kleinen, kontrollierten Stößen entladen. Vorraussetzung für den Erfolg: Das Ventil durfte nicht verstopft sein.
nun zu unserem Helden:
<font color=blue>>1. Maximilian I. war der erste, der die Ã-ffentlichkeit entsprechend zu beeinflussen suchte. Er ließe diverse Einblattdrucke nach Venedig (Venedigerkrieg 1509-11) schmuggeln, um die Stadt gegen die Signoria aufzuwiegeln (was misslang, der Stadt-Republik die Niederlage dennoch nicht ersparte).</font color=blue>
Maximilian I, Kaiser des hl. Römischen Reiches (1493-1519)
unternahm aus idealistischen Überlegungen eine folgenschweren Schritt:
"Er kalkulierte (große Ideale und große Konzepte für den unvollkommenden Menschen in dieser unvollkomemnden Welt) das nur mit kompromissloser Vollkommenheit dem Übel Krieg beizukommen sei. Wenn schon Verbote für einzelne Tage bestehen, warum das ganze nicht ausweiten auf 7 Tage? Wenn schon Kirchen und bestellte Felder ein Tabu für die Kämpfer waren, warum nicht ein grenzenloses Verbot aussprechen? Wenn schon alte Menschen, Frauen und Kinder bsiher von den Kampfhandlungen ausgeschlossen waren, warum nicht Das Verbot auf alle Menschen ausdehnen?"
"Und so kam es. Der letzte Ritter, wie er genannt wurde verkündigte den Ewigen Waffenstillstand Gottes (erinnnert mich doch sehr stark an Operation Enduring Freedom). Maximilian erklärte den Krieg für alle ewigen Zeiten als illegal. Das Resultat dieser weitsichtigen Erklärung war, dass Kriege nicht nur noch von Montag bis Mittwoch geführt wurden, sodern auch am Freitag, am Samstag und am Sonntag. Nicht nur auf den zugewiesenen Schalchtfeldern sondern auch auf den verbotenen Getreide und Gerstenfeldern Der Krieg wurde wieder auf die Kirchhöfe getragen, und alte Menschen, Frauen und Kinder bliebn nun nicht mehr verschont. Vom erhofften Lichtbringer wurde die Idee des ewiges Friedens ungewollt zum Durcheinanderwerfer."
Zitate aus: von Operettenkriegen und einem ganz dummen Fehler
Gruß
Stephan

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