- Staatsschulden und die 'nächste Generation' - dottore, 04.03.2003, 11:10
- Re: Staatsschulden und die 'nächste Generation' - Euklid, 04.03.2003, 11:48
- Re: Staatsschulden und die 'nächste Generation' - dottore, 04.03.2003, 12:04
- Wie wäre es mit der Zwangsarbeit? - Adalbert, 04.03.2003, 13:51
- Re: Wie wäre es mit maut je kilometer autobahn für pkw's - ocjm, 04.03.2003, 17:52
- Wie wäre es mit der Zwangsarbeit? - Adalbert, 04.03.2003, 13:51
- Re: Staatsschulden und die 'nächste Generation' - MC Muffin, 04.03.2003, 14:57
- Re: Staatsschulden und die 'nächste Generation' - dottore, 04.03.2003, 12:04
- Richtig! Obwohl Sie natürlich Akzelerator- & Multiplikator-Effekte ausblenden. - Galiani, 04.03.2003, 13:57
- Und tut er es doch... - Zardoz, 04.03.2003, 14:54
- Re: Und tut er es doch... - Euklid, 04.03.2003, 15:12
- @Zardoz: Ein herzerfrischender Kommentar von Dir! Danke! Gruß! - Auch an Euklid! (owT) - Galiani, 04.03.2003, 16:59
- Einen schönen Gruß zurück und nicht vergessen Fastnacht zu feiern. (owT) - Euklid, 04.03.2003, 17:36
- Und tut er es doch... - Zardoz, 04.03.2003, 14:54
- Re: Staatsschulden und die 'nächste Generation' - Euklid, 04.03.2003, 11:48
Staatsschulden und die 'nächste Generation'
-->Also...
Was bedeutet Staatsverschuldung für die laufende Generation?
a)
Staatsverschuldung zu Konsumzwecken.
aa)
Staat nimmt dazu vorhandene Mittel aus der Kasse, also bereits eingelaufene Steuereinnahmen. Die Bevölkerung bezahlt den Staatskonsum so wie sie sonstige Konsumgüter auch bezahlen würde. Keinerlei Effekt außer dem, etwas verkonsumieren zu müssen, was sie sonst nicht konsumieren würde, z.B. verschossene Übungsmunition statt Brot.
ab)
Staat hat keine Mittel (cash in der Kasse) und muss sich am Geldmarkt finanzieren, der sich seinerseits kurzfristig bei der ZB bedienen kann (dies mit Hilfe der Hinterlegung früherer und bereits laufender Titel). Mit dem Geld kauft er Güter und verkonsumiert sie oder lässt sie verkonsumieren. Die Güter sind verschwunden, die Geldmarktschulden sind da und werden entweder im laufenden Haushaltsjahr über Steuern bezahlt, dann wie aa), allerdings plus GM-Zinsen.
Oder sie werden über den Kapitalmarkt refinanziert. Die Zeichner der Anleihen haben einen Titel gegen den Staat. Die Zeichner treten zu diesem Zweck liquide Mittel ab, diese kommen aus ihren laufenden Einkommen. Sie verzichten auf Konsum in Höhe dieser Mittel in der Hoffnung darauf, später in Höhe dieser Mittel plus der aufgelaufenen Zinsen konsumieren zu können.
Wird der Titel bezahlt, muss eine Steuererhöhung in Höhe der Schuld plus der inzwischen aufgelaufenen Zinsen stattfinden. Für die Steuererhöhung gibt es nichts, da der Konsum bereits stattgefunden hat.
b)
Staatsverschuldung zu investiven Zwecken.
ba)
Staat baut z.B. eine Straße, die er zunächst so finanziert wie eben.
bb)
Bürger haben dann die Straße ein Jahr lang zur freien Benutzung. Nach diesem Jahr hat sich die Straße zu 10 % abgenutzt und müsste entsprechend repariert werden. Die Abnutzung müsste über eine Steuer in Höhe von 10 % des Investitionswertes zusätzlich finanziert werden. Geschieht dies in Form von gleichzeitig erhobenen zusätzlichen Steuern (z.B. Maut als objektbezogene Steuer) bleibt die Straße erhalten. Die Abnutzung ist Konsum und wird über Steuern finanziert. Für die zusätzlichen Steuern gibt es nichts - außer dem Erhalt der bereits existierenden Straße, die sie zeitanteilig verkonsumiert haben.
Wird der Straßenerhalt wieder nicht über Steuern, sondern über Anleihen finanziert, wurde Konsum über Kredit finanziert. Damit hat die laufende Generation keinerlei zusätzliche Investition gewonnen, sondern nur die vorhandene erhalten.
Dies führt auf Dauer dazu, dass ein immer größerer Teil der Investitionen Ersatz- und nicht etwa Neuinvestitionen sind.
bc)
Die Bürger halten somit Titel, die sich schließlich gänzlich auf Ersatzinvestitionen (Konsum) beziehen. Die Ersatzinvestitionen können, die sie immer nur die bereits erfolgten Investitionen ersetzen, keinerlei zusätzlichen wirtschaftlichen Effekt haben, da eine zu 100 % ausgelastete und immer wieder zu 100 % erhaltene Straße immer nur zu 100 % genutzt werden kann.
Jetzt kommt die nächste Generation.
Sie erbt:
a)
Die immer wieder zu 100 % erhaltene Straße, die sie zu 100 % nutzen kann.
b)
Titel, die ein Vielfaches von dem verbriefen, was die Erstinvestition ausgemacht hat, die immer wieder mit Hilfe weiterer Investitionen auf 100 %-Zustand gebracht wurde, plus die in der Zwischenzeit aufgelaufenen Zinsen auf diese Erst- und Ersatzinvestitionen, die ebenfalls per Kredit vorgetragen wurden nach dem oben beschriebenen Procedere (Geldmarkt, Kapitalmarkt).
Durch die kreditfinanzierte Ersatzinvestition, die unter der Tarnkappe der Neuinvestition läuft, ergibt sich für die nächste Generation folgender Status:
Vermögen (Investition zu freien Nutzung) = 100 (die ein Mal gebaute und immer wieder ersetzte Straße).
Forderung gegen den Staat in Höhe von 200, 500 oder 1000 (je nach Laufzeit bzw. Wiederholung dieses Vorgangs).
c)
Würde der Staat die Forderungen gegen ihn bezahlen, hat er nur zwei Möglichkeiten:
ca)
Er verkauft die Straße an die Bürger. Diese zahlen für die Straße 100 und halten zusätzliche Forderungen gegen den Staat (z.B. 1000 minus 100), denen keinerlei Vermögenswerte des Staates mehr entsprechen.
Oder der Staat zwingt die Bürger die Straße (100) zu 200, 500 oder 1000 zu kaufen. Da sich die Straße aber nur zu 10 % rentiert (angenommene Maut, welche die dann private Straße einbringt) haben sie je nach Dauer des Vorgangs eine entsprechend geminderte Rendite (bei 1000 nur noch 1 %).
cb)
Der Staat erhebt eine Steuer in Höhe der gegen ihn lautenden Forderungen (200, 500, 1000 usw.), die von den Bürgern aus ihrem sonstigen Einkommen bezahlt werden müsste, da die Straße selbst nie mehr BIP zusätzlich erbringen kann (selbst wenn es zu 100 % weg gesteuert würde) als das, was die Erstinvestition der Straße bringt bzw. brachte (angenommene 10 %).
d)
Lässt der Staat die Forderungen offen und trägt sie aufgrund seines Status als stets passiv bebuchbarer Schuldner immer weiter vor, ergibt sich als Endeffekt: Die Investitionen bleiben noch eine Zeitlang Ersatzinvestitionen, bis der Staat auch diese Investitionen sich selbst über lässt (Verkonsumierung der Investition = Straßen verfallen mehr und mehr), schließlich werden zusätzliche Staatsschulden nur noch zu Konsumzwecken gemacht.
Die letzte Generation befindet sich dann inmitten gänzlich verfallener Staatsinvestitionen (verkonsumiert) und zahlt Steuern nur noch für den laufenden Staatskonsum (Gehälter, auch solche, die Folgekosten der früheren Investitionen waren, da jede Investition auch Personal benötigt, um sie als benutzbar zu halten und sonstigen Staatskonsum).
Die letzte Generation sieht sich einem gänzlich vermögenslosen Staat gegenüber („Unser Staat ist verarmt"), zahlt Steuern nur noch für staatserhaltenden Staatskonsum und hält die hochgebuchten Titel in der Hand.
Diese erreichen erst 20 % (70er Jahre BRD), dann 65 % (heute), schließlich >100 % (Italien, Belgien) und endlich 300 % und mehr des BIP (Japan). Sie können zunächst nicht mehr zurück gezahlt werden (mehr als 100 % des BIP sind nicht p.a. weg zu steuern) und schließlich ist das Staatsende erreicht, wenn die Zinsverpflichtungen aus den bereits vorhandenen Staatsschulden höher werden als das BIP, das maximal p.a. weg gesteuert werden könnte. Siehe Formeln für den Staatsbankrott.
Dieses Finale kann der Staat mit Hilfe der ZB „strecken", siehe Japan, indem zunächst die Renditen der laufenden Titel gegen Null gedrückt werden. Neue Staatsschulden könnten dann aber letztlich wiederum nur gegen null Prozent erscheinen, wonach niemand mehr den Staat kreditiert, da er sein Geld zu null Prozent gleich selbst behalten bzw. aufbewahren oder aufbewahren lassen kann.
Zu null Prozent kann der Staat weder prolongieren noch gar Kredite für Ersatz- oder Neuinvestitionen aufnehmen. Die Vermögensseite des Staates geht gegen null (alle Investitionen verkonsumiert) und die Passivseite des Staates besteht aus der Summe der aufgenommenen Titel, denen keinerlei „Gegenwert" (funktionierende und deshalb Steuern generierende Investitionen) mehr gegenüber steht.
So führen Staatsschulden, die nicht laufend durch zusätzliche Steuern bedient werden, zur gänzlichen Verelendung zunächst des Staates und dann der gesamten Bevölkerung. Die säkulare Krise ist da.
Und die nächsten Generationen freuen sich ein Loch in den Bauch.
Gruß!

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