- Dottore: Gold = Falschgeld? - boso, 29.10.2000, 23:09
- Re: Dottore: Gold = Falschgeld? Sehr kniffelig und extrem gute Frage! - dottore, 30.10.2000, 00:08
- Re:Gold = Falschgeld?Sehr kniffelig und extrem gute Frage!-hier die Antwort - Luschi, 30.10.2000, 07:31
- Gold=Falschgeld?Sehr kniffelig und extrem guteFrage!-hier die Antwort /Anmerkung - Dschariskazi, 30.10.2000, 10:33
- Das Silber ist natürlich kein Falschgeld!! - R.Deutsch, 30.10.2000, 12:46
- Re: Sehr kniffelig, ja, ja und die alten Römer... - Lullaby, 30.10.2000, 20:34
- Re: Und noch'n Professor, der keine Ahnung hat (leider obendrein ein kluger!) - dottore, 30.10.2000, 15:21
- spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - Baldur der Ketzer, 30.10.2000, 15:33
- Re: spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - JüKü, 30.10.2000, 15:52
- Re: spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - Toni, 30.10.2000, 17:17
- Re: spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - JüKü, 30.10.2000, 15:52
- noch'n Professor, der keine Ahnung hat - anscheinend Schachmatt - Luschi, 31.10.2000, 15:15
- Re: noch'n Professor, der keine Ahnung hat - anscheinend Schachmatt - dottore, 01.11.2000, 00:20
- spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - Baldur der Ketzer, 30.10.2000, 15:33
- Gold=Falschgeld?Sehr kniffelig und extrem guteFrage!-hier die Antwort /Anmerkung - Dschariskazi, 30.10.2000, 10:33
- Re:Gold = Falschgeld?Sehr kniffelig und extrem gute Frage!-hier die Antwort - Luschi, 30.10.2000, 07:31
- Re: Dottore: Gold = Falschgeld? Sehr kniffelig und extrem gute Frage! - dottore, 30.10.2000, 00:08
Re: Und noch'n Professor, der keine Ahnung hat (leider obendrein ein kluger!)
>>>am 29. Oktober 2000 12:17:31:
>>>schreiben Sie (http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/21286.htm)
>>>"Also haben wir eine eindeutige Definition von Falschgeld: Es ist alles, was das Preisniveau hebt ohne es je wieder zu senken."
>>>Dazu habe ich eine Frage:Wie steht es mit der Preissteigerung in Spanien, nachdem die Conquistadores mit Gold beladen aus Südamerika zurückkamen? Meines Wissens fand damals doch eine anhaltende Preissteigerung und eine typische Inflation statt, mit echtem Geld - äh Gold-. Das Beispiel vom Hubschrauber der von oben Geld auf die Volkswirtschaft streut, war damals -ohne Helikopter- Realität.
>>>Die Frage lautet für mich: ist Gold in Ihren Augen damals echtes Geld gewesen (anerkanntes Zahlungsmittel, keineswegs"ungedeckt", sondern selbst die"Deckung")?- Oder war es Falschgeld wie Sie es definieren, weil es eine anhaltende Preissteigerung bewirkt hat?
>>>Ist Ihre Falschgelddefinition wirklich richtig?
>>>MfG
>>>boso
>>Suuuperfrage! Danke boso!
>>Zunächst zur Sache selbst: Es war nicht Gold, sondern Silber und es kam nicht aus Amerika (das erst viel später im 15. Jh.), sondern zunächst einmal aus den ab ca. 1480/1500 neu entdeckten Silberminen in Europa (Annaberg, Tirol, Johannistal usw.).
>>Kurz nachdem das Silber mit der Flutung begann, gab es den berühmten sächsischen Münzstreit ("Gemeyne stimmen von der Müntze";"Die Müntz belangende Antwort";"Apologia und verantwortung", alle 1530 - drei der seltensten Schriften der Nationalökonomie überhaupt, leider habe ich nur eine davon im Urdruck). Es ging um die Frage, ob die Sachsen, die das meiste Silber hatten, aufwerten sollten oder nicht. Ich führe das mit der Debatte hier nicht weiter aus, bin aber bestens im Stoff und kann auf Wunsch noch und noch nachlegen (vgl. a. Roscher, 108 ff.).
>
>Der Streit in den 3 Münzschriften geht um: Abwerten oder nicht.
Was abwerten und wogegen? Der klassische sächsische Taler (ca. 29 g Silber) war zunächst sowohl Kurantgeld als auch Rechengeld. Rechengeld in dem Sinne, dass es Verträge gab, die auf Taler lauteten. Wer also eine Forderung auf 100 Taler hatte, konnte verlangen dafür 100 geprägte Taler zu erhalten.
Nun kam immer mehr Silber auf den Markt und der Silberpreis in Talern fiel. Dennoch konnte ich für je ca. 29 g in den sächsischen Münzstätten angeliefertem Silber einen ausgeprägten Taler dort abholen; an die Münze lieferten vor allem kleine private Minenbesitzer, z.B. in Annaberg. Hätten die Silberbesitzer die 29 g Silber am freien Markt verkauft, hätten sie nur 0,7 bis 0,8 Taler dafür gutgeschrieben bekommen.
Also quoll Silber ohne Ende in die Münzen, weshalb diese Taler bis heute sehr häufig vorkommen. Die Münze konnte natürlich auch selbst Silber am freien Markt kaufen und sich einen entsprechend hohen Schlagschatz einstecken.
Sie machte also just das, was heute passiert: Materialkosten eines Fünfers incl. Prägung liegt bei ca. 30 Pfg. Den Rest schiebt sich der Souverän, hier die BRep Deutschland ein. Dass dies klassisches Falschgeld ist, liegt auf der Hand.
Jeder Münzgewinn, den sich ein Staat heute einschiebt, wirkt tendenziell inflationär, was nicht bestritten werden kann.
Was also ist das für ein Geld, das inflationär wirkt?
>Man hat nach der sächsischen
>Teilung die Bergwerke weiterhin gemeinsam genutzt und gemeinsam geprägt.
Es ist ein Unterschied zwischen gemeinsamer Nutzung und gemeinsamer Prägung. Wer die Geschichte der Berwerksverfassungen kennt, weiß, wovon die Rede ist. Es gab jede Menge privater Bergwerke, deren Eigentümer am"Bergsegen" mit Hilfe sog. Kuxe (quasi Aktien, aber mit Zuschusspflicht) teil hatten.
Das ist auch nicht ganz unwichtig - oder?
Und jetzt darf ich Service bitten, was die denkbare Tatsache einer Abwertung bewirkt hätte, und dies unter Berücksichtigung der faktischen Tatsache, dass es in Sachsen jede Menge bereits vorhandener Kredite und Schulden gegeben hat, die auf nominal"Taler" lauteten.
>Als einer der beiden
>Fürsten die Münze verschlechtern will, geht das Theater los.
Das Theater waren die drei Schriften, die im Publikum überhaupt nicht verbreitet waren, was sich schon daraus ergibt, dass es heute davon zusammen höchstens noch ein Dutzend gibt. Mir ist in den vergangenen 30 Jahren keine einzige untergekommen - außer der, die ich gegen Tausch (;-)) erwerben konnte.
Der einzige, der das Thema nach elend langer Zeit wieder aufegriffen hat, war H-J Stadermann in seinem"Der Streit um gutes Geld. In Vergangenheit und Gegenwart", das ich mit großem Vergnügen gelesen habe.
Dabei darf ich die zentralen Sätze aus der Kurzbeschreibung zu seinem Büchlein hier zum besten geben:
// Dabei stellt er (i.e. Stadermann) der merkantilistischen Münzverschlechterung den heutigen Brauch gegenüber,
Staatspapiere der Zentralbank direkt oder indirekt über Wertpapierpensionen aufzudrängen. Diese werden nicht mehr
zurückgekauft, sondern nur revolvierend erneuert und durch Netto-Neuverschuldung erweitert. Dadurch wird deutlich, daß die
Minderung des Edelmetallgehalts der Münzen früher nichts anderes bedeutete als die heutige Verwässerung der Aktiva der
Zentralbank, die den Gegenwert zum Notenumlauf bilden.//
Schön, dass der Debitist hier just das Wort"Netto-Neuverschuldung" entdeckt, das er selbst schon vor 14 Jahren bei seiner Erklärung des ökonomischen Ablaufs in seinem Buch"Der Kapitalismus" eingeführt hat. Stadermann plagiiert hier, vermutlich ohne es zu wissen.
>>Resultat der Debatte: Durch das zusätzliche Silber ist eine Teuerung entstanden, die die bisherigen Schuldner bevorzugt und die Gläubiger benachteiligt. Die Münze hätte also aufgewertet werden müssen (bei gleichen Nennwert mehr Silbergehalt).
>Aber woher nehmen. Eben mal die Armee losschicken und es sich besorgen.
Was sich bitte besorgen? Und wozu brauche ich eine Armee, wo es doch um völlig einwandfrei ablaufende ökonomische Vorgänge geht?
>Dann kommt jeder mit
>seiner Münze zur"Münze" und die Silbermenge die zur gegewärtigen Marktbewertung fehlt wird
>hinzugeprägt.
Er kommt nicht mit seiner Münze zur Münze, sondern kauft mit seiner Nominalforderung in Talern mehr Silber auf als in den ausgeprägten Talern an Silber enthalten ist. Für 1000 Taler kaufe ich mir also Silber im Gegenwert von 1200 Talern (oder wo immer der Preis steht).
>Ein Spitzensystem: steigt der Silberpreis, dann kauft mir meine Münze mehr Waren, und wenn er fällt dann gleicht mir mein gütiger Landesherr den Verlust aus. Der Preis des ungemünzten
>Silbers wird in der dritten Schrift"Apologie" doch so schön erklärt.
Was soll denn der Landesherr ausgleichen? Wir haben einen unter die Parität gefallenen Silberpreis!
Was der Landesherr betreibt, ist das Ausnutzen einer Monopolprämie (= kommt aus dem Münzmonopol, das er sich angeeignet hatte). Die Monopolprämie ist der (stark gestiegene) Schlagschatz. Der Landesherr kann also seine Armee in einem Nominal (Taler) bezahlen, deren"innerer Wert" (Silber zum Marktpreis) erheblich unter dem Nennwert ("Taler") liegt.
Anderes Beispiel. Als in der ersten Hälfte des 19. Jh. der Silberpreis über die Parität gestiegen war, hatten die Münzanstalten absolut nichts mehr zu tun, denn sie hätten das Silber ja teurer aufkaufen müssen als zum dem Nominal, das sie ausprägten. So wurde die Prägung mehr und mehr eingestellt, die Düsseldorfer Münze schließlich ganz geschlossen (vgl. dazu: P.C. Martin, Monetäre Probleme der Frühindustrialisierung, in JbNatök u. Statistik, 1966).
>
>>Dies geschah aber nicht (Populismus wie immer). Es kam zu der von Dir beschriebenen (und für das amerikanische Silber, das später kam auch von Earl J. Hamilton bestens analysierten) Inflation, die dann auch Jean Bodin entdeckt hatte. Ich habe die Hamilton-Bibliothek Mal zu großen Teilen gekauft.
>>Das neue Silber war also eindeutig Falschgeld! Nicht weil es nicht Edelmetall gewesen wäre, sondern weil es die bestehenden ökonomischen Tatsachen (vorhandene Gläubiger/Schuldner-Verhältnisse) verfälscht hat.
>Immer wieder der gleiche Käse.
Nicht so harsche Worte, wenns Recht ist.
>Weder Silber noch Gold noch sonstirgendwas waren jemals Geld.
Selbstverständlich waren Gold und Silber"Geld", das beruht, wie oft genug erklärt, auf deren Verfallskurve, die eine Parallle zur Zeitachse ist. Und daher kommt das Wort"Geld" auch von"gelten", was ein in die Zukunft gerichteter Begriff ist.
>Geld ist ein Symbol und muss im Bewusstsein gesucht werden. Mit welchen Zeichen es dargestellt wird ist irrelevant.
Wird es nicht zum"gesetzlichen Zahlungsmittel" erklärt (das"Zeichen") ist und bleibt es, was es ist. Nähmen wir den Banknoten der Buba den Legalzwang, sie als"gesetzliche Zahlungsmittel" zu betrachten, wären sie sofort nichts als was sie sind: Papierfetzen.
>Seine symbolische Interaktionskraft verleiht ihm jenes wofür es steht und das wofür mein Gegenüber ebenjenes hält (Kulturabhängig - siehe"Glasperlen für Gold").
Glasperlen waren nur so lange"Geld", bis die Leute, die sie zum ersten Mal in Händen hielten, dahinter kamen, dass man Glasperlen unschwer selbst fabrizieren kann. Dann war's mit dem"Glasperlengeld" auch schon vorbei. Der"Geldcharakter" der Glasperlen ergab sich aus nichts anderem als aus einer Wissensprämie: Wer sie fabrizierte, wusste, wie sie hergestellt werden, der andere noch nicht. Und als er dahinter kam - vorbei.
>Die Silbermünze führt ihren Vermögenswert in Form von Silber gleich mit sich.
Gilt nur, wenn das Nominal der Münze und der aktuelle Marktpreis des in ihr enthaltenen Silbers dem Nominal in etwa entspricht. Die Sachsentaler von 1530 führten einen niedrigeren Vermögenswert in Form von Silber mit sich, denn hätte man sie eingeschmolzen, hätte man erheblich weniger auf dem Silbermarkt bekommen als das was ihr Nominal war.
>Es könnten genausogut damals
>schon Papierscheine (als Depositenscheine) umgelaufen sein. Dann wird auf einmal die"Sicherheit" durch zusätzliches Silberangebot entwertet.
Das versteht sich von selbst. Es geht aber bei Depositenscheinen nicht um die"Sicherheit", sondern um das Depositum, also das deponierte Silber. Eine Sicherheit habe ich nur im Schuldrecht, ein Depositum aber ist ein Phänomen des Sachenrechts (siehe Garderobenmarke).
>Das gleiche Spielchen hätten wir heute, wenn die Regierung mit einer Lex Bauland, alles Ackerland zu Bauland erklärt.
Das kann sie tun. Dann würde das Bauland zu einem höheren Preis angeboten als das Ackerland. Aber der Preis wäre zunächst nur ein Angebotspreis und noch kein realisierter Preis. Um diesen zu realisieren, müssten die Käufer sub summa eine zusätzliche Verschuldung starten (sprach der Herr Professor nicht von einer"Netto-Neuverschuldung"?) - oder womit sollten sie das teurere Land kaufen? Dadurch, dass ich Ackerland zu Bauland umwidme, ist doch nicht mehr Geld (Kredit) in die Welt gekommen. Woher denn?
>Die Münzverschlechterung von damals (Kupfer)
Die Münzverschlechterung durch Kupfer (siehe Rom ab den Soldatenkaisern) ist ja etwas ganz anderes als das, was in Sachsen damals abging.
>übernehmen heute Staatspapiere, und zwar nicht als solche sondern nur in der Form von Wertpapierpensionsgeschäften, weil nur damit der Markt"erweitert" werden kann und so die Kurse nicht durch Überangebot absacken.
Über diesen Falschgeldtrick des Komplotts von Staat und Notenbank ist ausführlichst Einverständnis erzielt worden.
>>Das Falschgeld hatte nicht der Silberproduzent zu verantworten, sondern die Obrigkeit (wie immer), die das Verhältnis des Silberpreises zu den sonstigen Warenpreisen künstlich auf der alten Höhe fixiert hielt.
>Der Markt schert sich einen Scheissdreck darum was irgendeine Obrigkeit irgendwo fixiert.
Die Obrigkeit hatte fixiert: 1 Taler = 29 g Silber. Und ist davon eben nicht abgegangen, obwohl der Silberpreis massiv gefallen war. Daraus ergaben sich für den Markt gigantische Geschäfte: Also mit 1000 Talern als Zahlungsversprechen Silber kaufen. Dafür gab's nicht 29 Kilo Silber, sondern (Beispiel) 58 Kilo Silber. Die 58 Kilo Silber ausprägen lassen. Zurück gabs Münzen im Nominal von 2000 Talern. Mit der Hälfte der Taler das Zahlungsversprechen einlösen.
Rest = Profit. Und dieser Profit war 100 %. Und nun? Falschgeld, weil es wie Falschgeld wirkt (inflationär) oder nicht?
>Der Silberpreis ist ja auch schwer gefallen.
>Im Grosshandel konnte man nur mit z.B. Banco-Gulden bezahlen, die man bei Maklern über pari mit dem MATERIALWERT seiner Silbermünzen kaufen konnte.
In Sachsen liefen keine Gulden um, sondern Taler! In welchem Banco gab's denn Banco-Gulden? Aber die Beschreibung des ökonomischen Ablaufs ist wenigstens richtig. Die kuranten Taler erhielten selsbtverständlich ein Abgeld. Die ganze Wirtschaftsgeschichte ist voller Auf- und Abgelder der Kurantmünze gegenüber dem Rechengeld. Deshalb schreiben auch alle Handelshandbücher (z.B. der - etwas später auftretende - berühmte Nelkenbrecher): In xxx (Ort) rechnet man nach xxx und xxx. Gezahlt wird (Uso) in xxx und xxx. Und dann weiter die Umrechnung von Rechengeld in Kurant (mit Auf- oder Abschlag).
Das ist aber nun wirklich das kleine Einmaleins der Wirtschaftsgeschichte.
>Wer ist hier wieder der Dumme? Alle, die Silber und Gold mit Geld verwechseln.
> In anderen Wirtschaftsräumen kam man ohne Münzen
>aus und hat mit Hacksilber bezahlt. Wer ist denn da der Bösewicht?
Hacksilber ist wie umlaufendes Metall ohne Schlagschatz der Münze. Beim Hacksilber-Standard entfällt bekanntlich der Landesherr in seiner Eigenschaft als Münzherr, es entfällt damit die Monopolprämie. Und das war's auch schon.
>>Ungemein schwieriges Problem, bis man sich durch alle Einzelheiten durchgewurstelt hat, aber dadurch leicht zu lösen, dass man sich die Münzen einmal als Nominal und dann als reale Edelmetallmenge vorstellt. Die Festlegung des Nominal (12 Taler aus einer Mark - = ca. 1/2 Pfund - fein) führte zu einem Falschgeld-Potential, das dann auch prompt genutzt wurde, nachdem sich der Zufall der zusätzlichen Funde ereignete und der Silberpreis fiel.
>dottore, Du hast die 3 Schriften gar nicht gelesen, gib es zu.
Selbstverständlich habe ich sie gelesen. Schon in der Ausgabe von Lotze (ich glaube, er hat sie zum ersten Mal ediert; es ist ein großes Oktavbändchen mit gelbem Umschlag, irgendwo in den Tiefen meiner Bibliothek, kann ich aber gern zum Beweis vorlegen); außerdem kenne ich Stadermann allerbestens, auch dessen Büchlein kann ich gern zum Beweis vorlegen. Und schließlich habe ich - wie gesagt - eine der drei Schriften im Original. Kann ich auch gern vorlegen.
>Hier gibt es noch nichtmal ein leichtes Problem. Wenn ich allerdings die Planetenbewegungen
>mit dem geozentrischen Modell erklären will, wirds wirklich ungemein schwierig. Der Mars bewegt
>sich auf seiner Kreisbahn für kurze Zeit rückwärts. Das kann jeder sehen. Also kommt auf jede Kreisbahn noch eine, auf welche wieder eine kommt. usw.
Die Planetenbewegungen habe ich auch schon kapiert. Erstaunlich!
>Die Erklärung von Stadermann weiter unten. Es gibt doch noch Universitätsprofessoren von
>denen Du was lernen kannst.
Stadermann hat einen brillanten Essay geliefert, keine Frage. Aber zu lernen gab's bei ihm für mich leider nichts, da ich das schon vorher wusste. Da schau her.
>
>
>>Also noch Mal: Falschgeld pur (bezogen allerdings - wie gesagt - auf den Nominalwert, in dem die bereits existenten Schuldverhältnisse kontrahiert waren).
>
> dottore, das Edelmetall"geld" passt doch vorne und hinten nicht in deine Theorie. Warum kuckste nicht mal genau hin. Seneca sagt: Offensichtliches kann immer noch offensichtlicher werden.
>Aber offensichtlicher kann es einfach nicht mehr werden. Mit deinem Silbergeld bist Du noch
>nichtmal im 16 Jahrhundert angekommen. Die albertinische Seite im Münzstreit hat doch so
>wunderbar in Schrift 1 und 3 klargemacht, dass Silber nichts mit Geld zu tun hat.
Bin leider Ernestiner ;-). Mag das an meiner Quelle liegen? Zur Beurteilung der albertinischen Sicht habe ich sogar schon intensiv in meinem Roscher gelesen als Stadermann noch Student war. Du kennst doch Roscher? Kann ich sonst auch gern zur Verfügung stellen.
>
>>R.Deutsch wird das genau so sehen. Oder?
>jede Wette
>Danke boso für das Beispiel. Wer es jetzt nicht kapiert, der will es einfach
>nicht kapieren und jede weitere Diskussion ist witzlos bzw. religiös.
>Wer jetzt noch von Goldgeld schwafelt ist wahrscheinlich in nem
>eingebildeten göttlichen Heilsauftrag unterwegs oder will nen schönen
>Schnitt machen, weil er long in Gold ist.
>Also erste Frage: biste verrückt oder haste dich nur verlaufen? - um zu wissen in welches der beiden Grüppchen der Goldbug gehört.
Weder noch. Gott sei Dank.
>
>der Lateiner sagt: Situs vi late in isset ab ernit
Oder auch der Mongole: Er stet waskap ierend annden mun daufma chen.
>Stadermann:
>Das Entscheidende ist, daß der Nennwert der Währung an eine
>bestimmte Menge von Vermögenswerten direkt oder indirekt
>gebunden ist.
"Gebunden" - was für ein herrlich softes Wort. Und die große Frage: Wie kann ich Vermögen"bewerten", wenn es die"Währung" noch gar nicht gibt? Denn die kann's offenbar erst geben, nachdem es Vermögenswerte gegeben hat. Der klasssiche Zirkelschluss: Ich bewerte meinen Acker und der Schein (oder was auch immer), der diese Bewertung dokumentiert, ist die Währung, mit der ich den Acker bewerte.
>Ändert sich der Marktwert dieser Vermögenswerte,
>dann wird der Nennwert am Markt durch Abschläge und Aufschläge
>gegenüber allen Gütern, Dienstleistungen und Vermögenswerten
>in sein Gleichgewicht gebracht. Die Kaufkraft des Geldes entspricht
>derart immer der Kaufkraft der Vermögenswerte, die der Geldemission
>dienen.
Seit wann haben"Werte" eine Kaufkraft? Das ist ja ganz was Neues! Bitte hier im Bord erklären. Danke! (kleine Denkhilfe: Ich kann etwas beleihen, indem ich es als Sicherheit anbiete, und mit dem Dokument der Beleihung... - Du weißt jetzt sicher, wie's richtig geht).
>Das war in Zeiten, in denen Edelmetalle der Vermögenswert
>waren, der im Nennwert der Währung dargestellt und in der
>Münze übereignet wurde, nicht anders als bei dem heutigen
>Zentralbankgeld, in dessen Nennwert sehr verschiedene und
>nicht in der Banknote selbst enthaltene, sondern als Aktiva der
>emittierenden Zentralbank gehaltenen Vermögenswerte dargestellt
>werden.
Das mit der Zentralbank und ihren Aktiva ist natürlich richtig. Von mir bereits vor Jahren so formuliert und hier im Forum noch und noch gepostet, dass es auf die Banknote überhaupt nicht ankommt.
>Das Ergebnis ist immer das gleich: der Markt bewertet
>die Währung unabhängig von ihrem im Wechselkurs oder in
>der Prägung ausgebrachten Benennung zu ihrem Marktwert.
>Denen, die gelernt haben, das Edelmetall sei selbst das Geld und
>nicht das Vermögen, zu seiner Sicherung, bleibt es freilich schwer
>verständlich, daß es keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem
>geprägten Metall und dem bedrucktem Papier gibt.
Der Unterschied besteht einfach darin, dass ich Geprägtes (= gewichts- und feinheitsgesichertes Metall) beleihen kann, bedrucktes Papier aber nicht (bestenfalls zum Altpapierpreis abzüglich der üblichen Marge). Der Witz beim"bedruckten Papier" liegt darin, dass es"gesetzliches Zahlungsmittel" sein kann. Ja und dann, dann ist natürlich alles ganz anders, siehe meine Multi-Postings dazu.
>Sie können auch
> nicht plausibel machen, warum Münzen oft über pari im Verkehr
> zirkulieren. Tatsächlich aber kam dies oft vor, und man kann es leicht
> erklären.
Ist oben auch erklärt worden. Viel spannender ist jedoch das Unter-Pari-Zirkulieren, siehe die Banknoten von John Law in seiner ersten Phase, als sie gegenüber Bargeld (specie) ein Aufgeld von bis zu 30 % hatte - obwohl sie nichts als Papier waren (allerdings waren die Banque Royale und die königlichen Kasse verpflichtet, sie anzunehmen).
>Die Einheit des Geldes ist eine Maßeinheit wie Kilometer, Grad
> und Dezitonne. So wie nicht das Metermaß die Entfernung, nicht die
> Skala die Temperatur und das Gewicht die Gewichtseinheit ist, so ist
> auch nicht der Stoff aus dem das Geld ist, das Geld. Es ist die Einheit,
> nach der Vermögenswerte, Güter und Dienstleistungen bewertet werden.
> Dabei kann der Stoff, durch den die Einheit verkörpert ist, natürlich
> selbst Vermögen enthalten. Die Europäische Zentralbank könnte sich
> entschließen, die Goldbestände der nationalen Zentralbanken zu
> Sicherheitsfäden zu verarbeiten und sie voll recyclebar in die Euro-noten
> einzuweben. Würde sie deren Gewicht, wie klein es auch immer sein mag,
> gar proportional zum Nennwert der Noten bestimmen, würde sich an der
> Marktbewertung der Euro-Währung überhaupt nichts ändern, wenngleich
> die Goldbestände nicht mehr in den Tresoren der Zentralbanken vorhanden
> wären.
Vgl. dazu Rom in der Schlussphase: Selbst die in Silbersud getauchten Münzen wurden noch eingeschmolzen, weil man das Silber haben wollte. Also? Die armen Euro-Noten.
>
>Die Geldwirtschaft war in jener Zeit am Beginn ihrer Entwicklung und der institutionelle Schutt der Feudalgesellschaft war noch längst nicht überall geräumt. Standadisierte handelbare Vermögenswerte, die der Deckung der Geldemission hätten dienen können, existierten nicht in der ausreichenden Menge.
Ausreichend wozu? Das übliche Wischiwaschi. Ich kann jederzeit einen Goldstandard mit 0,1 % Deckung einführen, es müssen ja nicht immer 40 oder 30 % sein. Es kommt nur darauf an, die Regeln des GS zu erfüllen. Was der Professor da zum Besten gibt, hat nichts mit der Wirklichkeit der Wirtschaftsgeschichte zu tun.
>Das führte dazu, den Edelmetallen jene bedeutende Rolle zu geben, die sie über sehr lange Zeit tatsächlich und über Jahrhunderte in der Vorstellung der Menschen behalten haben. Es hat auch zu einem fatalen Mißverständnis in der Geldtheorie geführt, der Ansicht nämlich, Edelmetall selbst für das Geld im strengsten Sinne und Banknoten nur als ihr Substitut anzusehen. Dabei ist es gerade das nicht gewesen. Das Edelmetall war - wo es im Währungszusammenhang genutzt wurde - immer der Vermögenswert, der dem Geld die Sicherheit verschaffte und nicht das Geld selbst. Im Münzgeld aus edlen Metallen spiegelt sich nur der Übergang von der feudalen Gesellschaft zu der Wirtschaftsgesellschaft wider.
Das mit dem Übergang hat er von seinem Freund OS abgeschaut. Es stimmt trotzdem nicht. Es gibt Feudalsysteme noch und noch, in denen Edelmetall als"Abgaben" eingefordert wurden (Persien, Peru, Teile des europäischen MAs, usw.).
>In der Feudalgesellschaft war es unabdingbar, dass der Vermögenswert übereignet werden mußte, wenn Verfügungsrechte an Ressourcen oder Gütern verschafft werden sollten. Deswegen stellt die Münze nicht nur einen Anspruch auf einen Vermögenswert dar, sondern sie überliefert ihn unmittelbar. Das galt ohne jede Einschränkung unter jenen Personen, die keinen Kredit hatten. Nichts dergleichen geschah unter Kaufleuten vom Beginn der Geldwirtschaft an. Sie hinterlegten den Vermögenswert bei einer Bank als Gesellschaftereinlage oder als Guthaben und verfügten mit Banknoten und Wechseln über die Forderung, die sie gegen die Bank hatten. Hierbei kam es von Anfang an zu einer Abwendung vom Edelmetall als einzig denkbarem Vermögen. Denn selbstverständlich konnte die Bank die in Edelmetall eingebrachten Gesellschafteranteile als Kredite ausgemünzt ausleihen. Alle berühmten Banken des Merkantilismus haben dergleichen getan, auch wenn es nicht immer (wie bei der Bank von Amsterdam) im Einklang mit ihrem Statut geschah.
Welche"berühmten Banken des Merkantilismus"? Der Gyro d'Affractatione? Oder Palmstruchs grandios in die Hose gegangener Versuch? Die großen Girobanken waren sämtlich nicht-merkantilistisch, denn sie traten in Freien Städten oder Stadtrepubliken auf (Venedig, Nürnberg, Hamburg).
>Fast immer war der Kreditnehmer in diesem Fall der Landesherr.
Kompletter Nonsens, beweist, dass der Professor keinerlei Ahnung von der Geschichte hat. Die Landesherren finanzierten sich (dazu Schnee in 3 Bänden, Ehrenberg zum Zeitalter der Fugger u.v.a.) bei ihren"Privatfinanciers" oder ihren"Hofjuden". Als die Welser Anfang des 17. Jh. pleite gingen, stand ganz oben auf ihrer Aktivseite eine Forderung gegen den Kaiser in Wien.
>Ganz gewöhnlich war auch der Kredit an den Landesherren gerade die Bedingung für den Betrieb einer Bank. Nur durch dieses Zugeständnis erhielt man in der Regel die Konzession.
In der"Regel". Welche Regel? Bitte Beispiele, Beispiele! Weder die Welser, noch die Fugger, noch die Hofjuden usw., usw. hatten jemals eine"Konzession". Wer so etwas behauptet, hat wirklich keine Ahnung.
>Nach dem damaligen Brauch wurde diese Finanzierung gewöhnlich in der Form einer ewigen Rente gewährt.
Ach ja? Bitte nur ein Beispiel aus der Zeit, die als"damalig" bezeichnet wird.
>Die Bank hielt die Ausleihungen ihrer Edelmetallbestände aus den Gesellschaftereinlagen gewöhnlich geheim und sie tat gut daran. In den Augen damaliger Zeitgenossen wurde nicht verstanden, daß es hier um einen Aktivatausch ging und die Bank ein nur Kosten verursachendes Edelmetallvermögen in eine Zins tragende Forderung verwandelte. Für das Verhältnis der Gesellschafter zu ihrer Bank änderte sich für abgesicherte Forderungen nichts: Sie hielten einen Vermögenswert in der Verfügung der Bank und zogen auf ihn Wechsel und Banknoten gerade so, wie sie es auch auf einen Edelmetallschatz hätten tun können.
Na ja, geschenkt. Ich will ausnahmsweise milde sein.
So, und jetzt darf der Stadermann-Freak hier auftischen. Vielen Dank im voraus
und besten Gruß
d.
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