- Dottore: Gold = Falschgeld? - boso, 29.10.2000, 23:09
- Re: Dottore: Gold = Falschgeld? Sehr kniffelig und extrem gute Frage! - dottore, 30.10.2000, 00:08
- Re:Gold = Falschgeld?Sehr kniffelig und extrem gute Frage!-hier die Antwort - Luschi, 30.10.2000, 07:31
- Gold=Falschgeld?Sehr kniffelig und extrem guteFrage!-hier die Antwort /Anmerkung - Dschariskazi, 30.10.2000, 10:33
- Das Silber ist natürlich kein Falschgeld!! - R.Deutsch, 30.10.2000, 12:46
- Re: Sehr kniffelig, ja, ja und die alten Römer... - Lullaby, 30.10.2000, 20:34
- Re: Und noch'n Professor, der keine Ahnung hat (leider obendrein ein kluger!) - dottore, 30.10.2000, 15:21
- spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - Baldur der Ketzer, 30.10.2000, 15:33
- Re: spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - JüKü, 30.10.2000, 15:52
- Re: spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - Toni, 30.10.2000, 17:17
- Re: spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - JüKü, 30.10.2000, 15:52
- noch'n Professor, der keine Ahnung hat - anscheinend Schachmatt - Luschi, 31.10.2000, 15:15
- Re: noch'n Professor, der keine Ahnung hat - anscheinend Schachmatt - dottore, 01.11.2000, 00:20
- spätestens für diesen Beitrag den Dr.h.c.numismaticus für dottore! Wahnsinn! - Baldur der Ketzer, 30.10.2000, 15:33
- Gold=Falschgeld?Sehr kniffelig und extrem guteFrage!-hier die Antwort /Anmerkung - Dschariskazi, 30.10.2000, 10:33
- Re:Gold = Falschgeld?Sehr kniffelig und extrem gute Frage!-hier die Antwort - Luschi, 30.10.2000, 07:31
- Re: Dottore: Gold = Falschgeld? Sehr kniffelig und extrem gute Frage! - dottore, 30.10.2000, 00:08
noch'n Professor, der keine Ahnung hat - anscheinend Schachmatt
.
Anscheinend Schachmatt. Aber nur scheinbar.
Mit anscheinend drückt der Sprecher aus: Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß es sich so verhält wie mitgeteilt, genaueres weiß niemand. Scheinbar dagegen sagt uns: Es sieht nur so aus, verhält sich aber in Wirklichkeit andersrum. Beispiel: Mit"Scheinbar hatte er damit Erfolg" sagt uns der Sprecher, das es nach Erfolg aussah, letztendlich aber keiner war. In der Folge wird er uns füglich die Hintergründe dazu vortragen
>>>>am 29. Oktober 2000 12:17:31:
>>>>schreiben Sie (http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/21286.htm)
>>>>"Also haben wir eine eindeutige Definition von Falschgeld: Es ist alles, was das Preisniveau hebt ohne es je wieder zu senken."
>>>>Dazu habe ich eine Frage:Wie steht es mit der Preissteigerung in Spanien, nachdem die Conquistadores mit Gold beladen aus Südamerika zurückkamen? Meines Wissens fand damals doch eine anhaltende Preissteigerung und eine typische Inflation statt, mit echtem Geld - äh Gold-. Das Beispiel vom Hubschrauber der von oben Geld auf die Volkswirtschaft streut, war damals -ohne Helikopter- Realität.
>>>>Die Frage lautet für mich: ist Gold in Ihren Augen damals echtes Geld gewesen (anerkanntes Zahlungsmittel, keineswegs"ungedeckt", sondern selbst die"Deckung")?- Oder war es Falschgeld wie Sie es definieren, weil es eine anhaltende Preissteigerung bewirkt hat?
>>>>Ist Ihre Falschgelddefinition wirklich richtig?
>>>>MfG
>>>>boso
>>>Suuuperfrage! Danke boso!
>>>Zunächst zur Sache selbst: Es war nicht Gold, sondern Silber und es kam nicht aus Amerika (das erst viel später im 15. Jh.), sondern zunächst einmal aus den ab ca. 1480/1500 neu entdeckten Silberminen in Europa (Annaberg, Tirol, Johannistal usw.).
>>>Kurz nachdem das Silber mit der Flutung begann, gab es den berühmten sächsischen Münzstreit ("Gemeyne stimmen von der Müntze";"Die Müntz belangende Antwort";"Apologia und verantwortung", alle 1530 - drei der seltensten Schriften der Nationalökonomie überhaupt, leider habe ich nur eine davon im Urdruck). Es ging um die Frage, ob die Sachsen, die das meiste Silber hatten, aufwerten sollten oder nicht. Ich führe das mit der Debatte hier nicht weiter aus, bin aber bestens im Stoff und kann auf Wunsch noch und noch nachlegen (vgl. a. Roscher, 108 ff.). >>
[b]>>Der Streit in den 3 Münzschriften geht um: Abwerten oder nicht.
>Was abwerten und wogegen? Der klassische sächsische Taler (ca. 29 g Silber) war zunächst sowohl Kurantgeld als auch Rechengeld. Rechengeld in dem Sinne, dass es Verträge gab, die auf Taler lauteten. Wer also eine Forderung auf 100 Taler hatte, konnte verlangen dafür 100 geprägte Taler zu erhalten.
Die Geldeinheit abwerten, indem ihr weniger"Menge" an Vermögenswert mitgegeben wird. Das der
Vermögenswert selber durch ein Riesenangebot entwertet wird, war damals wohl noch nicht bewusst.
Die richtig dicke Inflation war noch nicht im Gange. Die Rede ist von einer Inflation von 25% innerhalb von einer Generation, die sich beide Seiten nicht so richtig erklären können und auf höheren
Verbrauch, höheren Import von Luxusartikeln usw. zurückführen.
>Nun kam immer mehr Silber auf den Markt und der Silberpreis in Talern fiel. Dennoch konnte ich für je ca. 29 g in den sächsischen Münzstätten angeliefertem Silber einen ausgeprägten Taler dort abholen; an die Münze lieferten vor allem kleine private Minenbesitzer, z.B. in Annaberg. Hätten die Silberbesitzer die 29 g Silber am freien Markt verkauft, hätten sie nur 0,7 bis 0,8 Taler dafür gutgeschrieben bekommen.
>Also quoll Silber ohne Ende in die Münzen, weshalb diese Taler bis heute sehr häufig vorkommen. Die Münze konnte natürlich auch selbst Silber am freien Markt kaufen und sich einen entsprechend hohen Schlagschatz einstecken.
Wenn viel Silber auf den Markt kommt, wohin soll es denn sonst"quellen"? Und aus ebenjenen
Zeiten werden deswegen heutzutage noch viele Münzen vorkommen.
>Sie machte also just das, was heute passiert: Materialkosten eines Fünfers incl. Prägung liegt bei ca. 30 Pfg. Den Rest schiebt sich der Souverän, hier die BRep Deutschland ein. Dass dies klassisches Falschgeld ist, liegt auf der Hand.
>Jeder Münzgewinn, den sich ein Staat heute einschiebt, wirkt tendenziell inflationär, was nicht bestritten werden kann.
>Was also ist das für ein Geld, das inflationär wirkt?
Aber womit kauft die Münze das Silber? Für ihre geprägte Münze bekommt sie auf dem FREIEN
Silbermarkt"fast" nur den Gegenwert in ungemünztem Silber. Welcher FREIE Händler würde die Münze
denn so völlig ausserhalb der Parität bewerten, wie Du es hier beschreibst.?
>>Man hat nach der sächsischen
>>Teilung die Bergwerke weiterhin gemeinsam genutzt und gemeinsam geprägt.
>Es ist ein Unterschied zwischen gemeinsamer Nutzung und gemeinsamer Prägung. Wer die Geschichte der Berwerksverfassungen kennt, weiß, wovon die Rede ist. Es gab jede Menge privater Bergwerke, deren Eigentümer am"Bergsegen" mit Hilfe sog. Kuxe (quasi Aktien, aber mit Zuschusspflicht) teil hatten.
>Das ist auch nicht ganz unwichtig - oder?
>Und jetzt darf ich Service bitten, was die denkbare Tatsache einer Abwertung bewirkt hätte, und dies unter Berücksichtigung der faktischen Tatsache, dass es in Sachsen jede Menge bereits vorhandener Kredite und Schulden gegeben hat, die auf nominal"Taler" lauteten.
Wieso immer Taler? Wir schreiben das Jahr 1530. Da ist von Gulden die Rede. Der Ernestiner will eine Mark anstatt zu 8.25 zu 10 Gulden ausprägen lassen. Die Bergwerke sind verpflichtet ihr Silber für einen Nominalbetrag an den Fürst zu verkaufen, der frei vom Fürsten festgelegt wird und selbstverständlich weit unter dem Marktpreis liegt. Die Differenz streicht sich der Fürst ein.
Bei Münzverschlechterung bekommen sie nochmal weniger Silber für ihr Silber (in den neuen Gulden wäre dann ne geringere Silbermenge). Der Fürst streicht sich auch diesen Betrag ein.
>>Als einer der beiden
>>Fürsten die Münze verschlechtern will, geht das Theater los.
>Das Theater waren die drei Schriften, die im Publikum überhaupt nicht verbreitet waren, was sich schon daraus ergibt, dass es heute davon zusammen höchstens noch ein Dutzend gibt. Mir ist in den vergangenen 30 Jahren keine einzige untergekommen - außer der, die ich gegen Tausch (;-)) erwerben konnte.
>Der einzige, der das Thema nach elend langer Zeit wieder aufegriffen hat, war H-J Stadermann in seinem"Der Streit um gutes Geld. In Vergangenheit und Gegenwart", das ich mit großem Vergnügen gelesen habe.
>Dabei darf ich die zentralen Sätze aus der Kurzbeschreibung zu seinem Büchlein hier zum besten geben:
>// Dabei stellt er (i.e. Stadermann) der merkantilistischen Münzverschlechterung den heutigen Brauch gegenüber,
> Staatspapiere der Zentralbank direkt oder indirekt über Wertpapierpensionen aufzudrängen. Diese werden nicht mehr
> zurückgekauft, sondern nur revolvierend erneuert und durch Netto-Neuverschuldung erweitert. Dadurch wird deutlich, daß die
> Minderung des Edelmetallgehalts der Münzen früher nichts anderes bedeutete als die heutige Verwässerung der Aktiva der
> Zentralbank, die den Gegenwert zum Notenumlauf bilden.//
>Schön, dass der Debitist hier just das Wort"Netto-Neuverschuldung" entdeckt, das er selbst schon vor 14 Jahren bei seiner Erklärung des ökonomischen Ablaufs in seinem Buch"Der Kapitalismus" eingeführt hat. Stadermann plagiiert hier, vermutlich ohne es zu wissen.
>>[b]>Resultat der Debatte: Durch das zusätzliche Silber ist eine Teuerung entstanden, die die bisherigen Schuldner bevorzugt und die Gläubiger benachteiligt. Die Münze hätte also aufgewertet werden müssen (bei gleichen Nennwert mehr Silbergehalt).
>>Aber woher nehmen. Eben mal die Armee losschicken und es sich besorgen.
>Was sich bitte besorgen? Und wozu brauche ich eine Armee, wo es doch um völlig einwandfrei ablaufende ökonomische Vorgänge geht?
Du hast doch selber gesagt, dass die Münze hätte aufgewertet hätte werden müssen. Bei dem
einwandfrei ablaufenden Vorgang, muss es sich also um eine"Hinzuprägung" handeln.
>>Dann kommt jeder mit
>>seiner Münze zur"Münze" und die Silbermenge die zur gegewärtigen Marktbewertung fehlt wird
>>hinzugeprägt.
>Er kommt nicht mit seiner Münze zur Münze, sondern kauft mit seiner Nominalforderung in Talern mehr Silber auf als in den ausgeprägten Talern an Silber enthalten ist. Für 1000 Taler kaufe ich mir also Silber im Gegenwert von 1200 Talern (oder wo immer der Preis steht).
siehe oben. Nur im Irrenhaus findet sich vielleicht jemand der Silber im Gegenwert von 1200 Talern
für 1000 Taler hergibt. Es sei denn, Du spielst auf den festgesetzten Preis an, zu dem die Bergwerksbetreiber liefern müssen. Dann siehe auch oben.
>>Ein Spitzensystem: steigt der Silberpreis, dann kauft mir meine Münze mehr Waren, und wenn er fällt dann gleicht mir mein gütiger Landesherr den Verlust aus. Der Preis des ungemünzten
>>Silbers wird in der dritten Schrift"Apologie" doch so schön erklärt.
>Was soll denn der Landesherr ausgleichen? Wir haben einen unter die Parität gefallenen Silberpreis!
Das wäre jetzt eigentlich mein Argument gewesen, denn zwei Sätze vorher sagste noch, dass der Taler aufzuwerten gewesen wäre. Ja, der Silberpreis ist gefallen UND hat die Parität mit in die Tiefe genommen.
>Was der Landesherr betreibt, ist das Ausnutzen einer Monopolprämie (= kommt aus dem Münzmonopol, das er sich angeeignet hatte). Die Monopolprämie ist der (stark gestiegene) Schlagschatz. Der Landesherr kann also seine Armee in einem Nominal (Taler) bezahlen, deren"innerer Wert" (Silber zum Marktpreis) erheblich unter dem Nennwert ("Taler") liegt.
Was immer für Zahlen der Landesherr auf seine Münzen prägen lässt, ändert nichts an der aktuellen
Kaufkraft der Münze. Der Einfluss beschränkt sich auf alle Nominalforderungen und Verbindlichkeiten. Alle frei handelbaren Güter und Dienstleistungen steigen auf der Stelle in ihrem
Nominalpreis. Und auf welches Niveau wohl?
Mein Gott, das ist doch wirklich selbstverständlich. Wenn ich im Zoo auf Eurobananen
umstelle, dann braucht Cheetah halt 10 statt 5 Bananen um satt zu werden.
>Anderes Beispiel. Als in der ersten Hälfte des 19. Jh. der Silberpreis über die Parität gestiegen war, hatten die Münzanstalten absolut nichts mehr zu tun, denn sie hätten das Silber ja teurer aufkaufen müssen als zum dem Nominal, das sie ausprägten. So wurde die Prägung mehr und mehr eingestellt, die Düsseldorfer Münze schließlich ganz geschlossen (vgl. dazu: P.C. Martin, Monetäre Probleme der Frühindustrialisierung, in JbNatök u. Statistik, 1966).
Wenn zwei Länder Handel treiben, in denen frei geprägt werden kann, dann bestimmt die Leistungsbilanz darüber, mit welchem Auf- oder Abgeld die Münzen gehandelt werden. Schmelzwert + Prägekosten = maximale Spannweite der Paritätsschwankungen. In Düsseldorf macht ne Münze zu und in London macht eine auf, weil Edelmetall exportiert wird.
>>
>>>Dies geschah aber nicht (Populismus wie immer). Es kam zu der von Dir beschriebenen (und für das amerikanische Silber, das später kam auch von Earl J. Hamilton bestens analysierten) Inflation, die dann auch Jean Bodin entdeckt hatte. Ich habe die Hamilton-Bibliothek Mal zu großen Teilen gekauft.
>>>Das neue Silber war also eindeutig Falschgeld! Nicht weil es nicht Edelmetall gewesen wäre, sondern weil es die bestehenden ökonomischen Tatsachen (vorhandene Gläubiger/Schuldner-Verhältnisse) verfälscht hat.
>>Immer wieder der gleiche Käse.
>Nicht so harsche Worte, wenns Recht ist.
ist Recht
[b]>>Weder Silber noch Gold noch sonstirgendwas waren jemals Geld.
>Selbstverständlich waren Gold und Silber"Geld", das beruht, wie oft genug erklärt, auf deren Verfallskurve, die eine Parallle zur Zeitachse ist. Und daher kommt das Wort"Geld" auch von"gelten", was ein in die Zukunft gerichteter Begriff ist.
Ah so. Auf die Parallele kommts an. Marmor, Saphire, Schiefer, Kohle, Tonkrüge, Granit, Salz, Luft und Wasser. Wenns in Reinform sein soll: das halbe Periodensystem der Elemente.
Den Geldcharakter des Goldes mit ner Parallele zu erklären ist auf jeden Fall mutig.
>>Geld ist ein Symbol und muss im Bewusstsein gesucht werden. Mit welchen Zeichen es dargestellt wird ist irrelevant.
>Wird es nicht zum"gesetzlichen Zahlungsmittel" erklärt (das"Zeichen") ist und bleibt es, was es ist. Nähmen wir den Banknoten der Buba den Legalzwang, sie als"gesetzliche Zahlungsmittel" zu betrachten, wären sie sofort nichts als was sie sind: Papierfetzen.
Papierfetzen, mit denen ich mir dann die Aktiva von der Buba kaufe und zumindest meine Steuern damit bezahlen kann.
[b]>>Seine symbolische Interaktionskraft verleiht ihm jenes wofür es steht und das wofür mein Gegenüber ebenjenes hält (Kulturabhängig - siehe"Glasperlen für Gold").
>Glasperlen waren nur so lange"Geld", bis die Leute, die sie zum ersten Mal in Händen hielten, dahinter kamen, dass man Glasperlen unschwer selbst fabrizieren kann. Dann war's mit dem"Glasperlengeld" auch schon vorbei. Der"Geldcharakter" der Glasperlen ergab sich aus nichts anderem als aus einer Wissensprämie: Wer sie fabrizierte, wusste, wie sie hergestellt werden, der andere noch nicht. Und als er dahinter kam - vorbei.
Anderes Beispiel: indianisches Muschelgeld. Man musste 20 m tief tauchen, um es bekommen. Es ist durch eine Leistung gedeckt. Keine Wissensprämie weit und breit.
>>Die Silbermünze führt ihren Vermögenswert in Form von Silber gleich mit sich.
>Gilt nur, wenn das Nominal der Münze und der aktuelle Marktpreis des in ihr enthaltenen Silbers dem Nominal in etwa entspricht. Die Sachsentaler von 1530 führten einen niedrigeren Vermögenswert in Form von Silber mit sich, denn hätte man sie eingeschmolzen, hätte man erheblich weniger auf dem Silbermarkt bekommen als das was ihr Nominal war.
Nominal und Marktwert sind der eigentliche Knackpunkt. Das Nominal entspricht immer mehr oder weniger dem aktuellen Marktpreis (Ursache der Schwankungen ist die Leistungsbilanz). Das kann mich wütend oder lustig machen, je nachdem welche Verträge aus der Vergangenheit hier und jetzt auf mich"einwirken". Hab ich Geld verliehen - schlecht. Wird mein Mietvertrag nur einmal im Jahr neu ausgehandelt - gut. Hab ich Gold mit Kredit gekauft - gut. Hab ich Silber mit Kredit gekauft - Plusminus Null. Um es zu einer Differenz Nominal-Marktwert kommen zu lassen, müsste es den Weltstaat mit nur einer Währung geben, der mal die Prägung begrenzt, einandermal wieder freigibt.
>>Es könnten genausogut damals
>>schon Papierscheine (als Depositenscheine) umgelaufen sein. Dann wird auf einmal die"Sicherheit" durch zusätzliches Silberangebot entwertet.
>Das versteht sich von selbst. Es geht aber bei Depositenscheinen nicht um die"Sicherheit", sondern um das Depositum, also das deponierte Silber. Eine Sicherheit habe ich nur im Schuldrecht, ein Depositum aber ist ein Phänomen des Sachenrechts (siehe Garderobenmarke).
>>Das gleiche Spielchen hätten wir heute, wenn die Regierung mit einer Lex Bauland, alles Ackerland zu Bauland erklärt.
>Das kann sie tun. Dann würde das Bauland zu einem höheren Preis angeboten als das Ackerland. Aber der Preis wäre zunächst nur ein Angebotspreis und noch kein realisierter Preis. Um diesen zu realisieren, müssten die Käufer sub summa eine zusätzliche Verschuldung starten (sprach der Herr Professor nicht von einer"Netto-Neuverschuldung"?) - oder womit sollten sie das teurere Land kaufen? Dadurch, dass ich Ackerland zu Bauland umwidme, ist doch nicht mehr Geld (Kredit) in die Welt gekommen. Woher denn?
Ich hab da in die andere Richtung gedacht. Das Bauland, das in welcher Form und über wieviel
Ecken auch immer, der Geldemission zugrunde liegt, wird auf einmal entwertet. Das Beispiel wollt
ich in Analogie zu dem auf den Markt strömenden Silber verstanden wissen.
>>Die Münzverschlechterung von damals (Kupfer)
>Die Münzverschlechterung durch Kupfer (siehe Rom ab den Soldatenkaisern) ist ja etwas ganz anderes als das, was in Sachsen damals abging.
>>übernehmen heute Staatspapiere, und zwar nicht als solche sondern nur in der Form von Wertpapierpensionsgeschäften, weil nur damit der Markt"erweitert" werden kann und so die Kurse nicht durch Überangebot absacken.
>Über diesen Falschgeldtrick des Komplotts von Staat und Notenbank ist ausführlichst Einverständnis erzielt worden.
Ob ich die Legierung verändere oder gleich das Gewicht kommt auf jeden Fall aufs gleiche raus.
Ich hab den Abschnitt aus der"Apologie" unten angehängt.
>Das Falschgeld hatte nicht der Silberproduzent zu verantworten, sondern die Obrigkeit (wie immer), die das Verhältnis des Silberpreises zu den sonstigen Warenpreisen künstlich auf der alten Höhe fixiert hielt.
>>Der Markt schert sich einen Scheissdreck darum was irgendeine Obrigkeit irgendwo fixiert.
>Die Obrigkeit hatte fixiert: 1 Taler = 29 g Silber. Und ist davon eben nicht abgegangen, obwohl der Silberpreis massiv gefallen war. Daraus ergaben sich für den Markt gigantische Geschäfte: Also mit 1000 Talern als Zahlungsversprechen Silber kaufen. Dafür gab's nicht 29 Kilo Silber, sondern (Beispiel) 58 Kilo Silber. Die 58 Kilo Silber ausprägen lassen. Zurück gabs Münzen im Nominal von 2000 Talern. Mit der Hälfte der Taler das Zahlungsversprechen einlösen.
>Rest = Profit. Und dieser Profit war 100 %. Und nun? Falschgeld, weil es wie Falschgeld wirkt (inflationär) oder nicht?
Für die 1000 Taler gibt es auch weiterhin 29 kg Silber, aber dafür nur die Hälfte Weizen, Pfeffer oder
Wein. Das Verhältnis zu den anderen Warenpreisen lässt sich eben nicht fixieren. Und alle Zünfte, Gilden und was auch immer werden ihre Festpreise immer dem Vermögenswert anpassen.
>>Der Silberpreis ist ja auch schwer gefallen.
>>Im Grosshandel konnte man nur mit z.B. Banco-Gulden bezahlen, die man bei Maklern über pari mit dem MATERIALWERT seiner Silbermünzen kaufen konnte.
>In Sachsen liefen keine Gulden um, sondern Taler! In welchem Banco gab's denn Banco-Gulden? Aber die Beschreibung des ökonomischen Ablaufs ist wenigstens richtig. Die kuranten Taler erhielten selsbtverständlich ein Abgeld. Die ganze Wirtschaftsgeschichte ist voller Auf- und Abgelder der Kurantmünze gegenüber dem Rechengeld. Deshalb schreiben auch alle Handelshandbücher (z.B. der - etwas später auftretende - berühmte Nelkenbrecher): In xxx (Ort) rechnet man nach xxx und xxx. Gezahlt wird (Uso) in xxx und xxx. Und dann weiter die Umrechnung von Rechengeld in Kurant (mit Auf- oder Abschlag).
>Das ist aber nun wirklich das kleine Einmaleins der Wirtschaftsgeschichte.
Wenn man unbedingt von Abgeld reden will. Meinetwegen. Dem Käufer ist doch der Nominalaufdruck
ganz egal. Ich könnte die Münze als Münze mit nem Hammerschlag zerstören, dass ändert nichts daran wie viele Rechengeldeinheiten ich dafür kaufen kann.
>>Wer ist hier wieder der Dumme? Alle, die Silber und Gold mit Geld verwechseln.
>> In anderen Wirtschaftsräumen kam man ohne Münzen
>>aus und hat mit Hacksilber bezahlt. Wer ist denn da der Bösewicht?
>Hacksilber ist wie umlaufendes Metall ohne Schlagschatz der Münze. Beim Hacksilber-Standard entfällt bekanntlich der Landesherr in seiner Eigenschaft als Münzherr, es entfällt damit die Monopolprämie. Und das war's auch schon.
Und da haben wir die gleiche Inflation wie in den Münzländern. Alle Forderungen und Verbindlichkeiten werden durch hereinflutendes Silber entwertet. Es kommt halt immer auf den Vermögenswert an, und kein hokuspokus wird daran was ändern.
>Ungemein schwieriges Problem, bis man sich durch alle Einzelheiten durchgewurstelt hat, aber dadurch leicht zu lösen, dass man sich die Münzen einmal als Nominal und dann als reale Edelmetallmenge vorstellt. Die Festlegung des Nominal (12 Taler aus einer Mark - = ca. 1/2 Pfund - fein) führte zu einem Falschgeld-Potential, das dann auch prompt genutzt wurde, nachdem sich der Zufall der zusätzlichen Funde ereignete und der Silberpreis fiel.
>>dottore, Du hast die 3 Schriften gar nicht gelesen, gib es zu.
>Selbstverständlich habe ich sie gelesen. Schon in der Ausgabe von Lotze (ich glaube, er hat sie zum ersten Mal ediert; es ist ein großes Oktavbändchen mit gelbem Umschlag, irgendwo in den Tiefen meiner Bibliothek, kann ich aber gern zum Beweis vorlegen); außerdem kenne ich Stadermann allerbestens, auch dessen Büchlein kann ich gern zum Beweis vorlegen. Und schließlich habe ich - wie gesagt - eine der drei Schriften im Original. Kann ich auch gern vorlegen.
>>Hier gibt es noch nichtmal ein leichtes Problem. Wenn ich allerdings die Planetenbewegungen
>>mit dem geozentrischen Modell erklären will, wirds wirklich ungemein schwierig. Der Mars bewegt
>>sich auf seiner Kreisbahn für kurze Zeit rückwärts. Das kann jeder sehen. Also kommt auf jede Kreisbahn noch eine, auf welche wieder eine kommt. usw.
>Die Planetenbewegungen habe ich auch schon kapiert. Erstaunlich!
Dann weiste ja wie einfach einem alles erscheint wenn mans durch die richtige Brille betrachtet. Okay,
vielleicht isses die Falsche, auf jeden Fall siehts einfach aus. Ist doch auch schonmal was wert.
>>>Also noch Mal: Falschgeld pur (bezogen allerdings - wie gesagt - auf den Nominalwert, in dem die bereits existenten Schuldverhältnisse kontrahiert waren).
>>
>> dottore, das Edelmetall"geld" passt doch vorne und hinten nicht in deine Theorie. Warum kuckste nicht mal genau hin. Seneca sagt: Offensichtliches kann immer noch offensichtlicher werden.
>>Aber offensichtlicher kann es einfach nicht mehr werden. Mit deinem Silbergeld bist Du noch
>>nichtmal im 16 Jahrhundert angekommen. Die albertinische Seite im Münzstreit hat doch so
>>wunderbar in Schrift 1 und 3 klargemacht, dass Silber nichts mit Geld zu tun hat.
>Bin leider Ernestiner ;-). Mag das an meiner Quelle liegen? Zur Beurteilung der albertinischen Sicht habe ich sogar schon intensiv in meinem Roscher gelesen als Stadermann noch Student war. Du kennst doch Roscher? Kann ich sonst auch gern zur Verfügung stellen.
Nee, kenn ich nich. Numismatik war für mich immer ein Synonym für Langeweile. Alles was ich über Münzen wusste war: meine Oma sammelte welche. Ich bin immer noch dabei, mich durch die antike Numismatik zu kämpfen.
R.Deutsch wollte mir vor einiger Zeit mal den Ehrenoldy-Titel verleihen. Aber nur Du bist würdig diesen Titel auch zu tragen: Das Silberbargeld regiert die Welt, inklusive ihrer Guthaben und Schulden.
luschige Grüsse an den Ehrenoldy, der immer die seltsamsten Kapriolen schlagen muss, wenn es um´s Edelmetallgeld geht. Da ist dann auf einmal die Neusilbermünze Falschgeld. Haste noch Kunststückchen vom gleichen Kaliber drauf?
>>der Lateiner sagt: Situs vi late in isset ab ernit
>Oder auch der Mongole: Er stet waskap ierend annden mun daufma chen.
der Mongole hat auf jeden Fall garnix kapiert
aus der"Apologie":
Darum ist dein Plan ein eigennütziger, gewinnsüchtiger Kniff. Du willst nach Grundlage des Silberkurses münzen. Daraus würde folgen, dass du stets, so oft das Silber im Preis steigt, eine andere Münze prägen lassen müßtest. Dann gäbe es aber keine feste Währung. Denn das Silber steigt überall und wird teurer verkauft, wenn mit schlechter Münze bezahlt werden soll. Wird es nun teurer und willst du es dann nach dem Silberkurse vermünzen, so mußt du abermals die Münze verschlechtern. Schlägst du sie aber geringwertiger, so mußt du abermals desto mehr für eine Mark Silber zahlen. Es würde dadurch so oft und so hoch im Nennwert gesteigert, daß zuletzt die Münze eitel Kupfer würde.
Hast du hingegen gute Münze, so wird das Silber in seinem rechten Wert und Kurse bleiben und du behälst stets eine gute Münze im Umlaufe. Alles im allen hängt der Preis des unvermünzten Silbers von der Beschaffenheit der Münze ab. Ist die Münze gut, so bleibt das Silber in seinem Wert; ist sie aber schlecht, so muß notwendig das Silber steigen.
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