- Schwerverdauliches zum Abendbrot: - Das_Orakel_aus_Oberlahnstein, 02.11.2003, 21:13
- Re: Dieser Punkt ist wichtig - Theo Stuss, 02.11.2003, 21:45
- Re: Dieser Punkt ist wichtig - Student, 02.11.2003, 22:17
- Re: Schwerverdauliches zum Abendbrot / je mehr -ismen, desto... - libertaryan, 02.11.2003, 23:11
- Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! - dottore, 03.11.2003, 10:21
- Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! / Frage dazu @dottore - - Elli -, 03.11.2003, 10:36
- Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! / Frage dazu @dottore - dottore, 03.11.2003, 12:20
- Re: Das ist ja gerade das Risiko von Barem - Theo Stuss, 03.11.2003, 12:20
- Re: Also keinen StreĂź machen! Herrjeh, jetzt kann der StreĂź ja doch kommen!? - Student, 03.11.2003, 12:58
- @dottore: Vorsicht beim falsch zitieren, jemand könnte es nachprüfen: - Galiani, 04.11.2003, 11:00
- Re: Ja, die Erinnerung wird schwach und schwächer... - dottore, 04.11.2003, 14:10
- Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! / Frage dazu @dottore - - Elli -, 03.11.2003, 10:36
- Re: Dieser Punkt ist wichtig - Theo Stuss, 02.11.2003, 21:45
Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen!
-->Hi,
schönen Dank für die Analyse.
Schade, dass gleich wieder der marxistische Bocksfuß erscheinen muss (TNK, Rosa Luxemburg, usw.), was den Blick auf die wirklichen Zusammenhänge verstellt.
Dazu:
1. Die"Blasen" sind Resultate der gigantischen weltweiten Staatsverschuldung. Woher sonst, wenn nicht aus den 20 Billionen oder so Staatstiteln, die während ihrer Laufzeit komplett"stillhalten" und ergo zu allen möglichen Derivaten und Pyramidisierungen führen müssen (jeder wäre blöd, wenn er seinen Staatstitel nicht beleihen täte und so immer weiter bis hin zur"Schaffung" von ZB-Geld)?
Aus den 20 Bio lassen sich schon in der ersten Stufe, als"absolute" Sicherheit hinterlegt und mit 80 % beliehen, weiter 16 Bio machen, usw. usw. bis wir zu den abstrusen Summen am Geldmarkt kommen, von dem tägliche Umsätze von 2 Bio gemeldet werden.
2. Mit den so geschaffenen Kreditpyramiden kann natürlich alles Mögliche gekauft werden, was sich seinerseits im Preis steigert (dadurch), wie Immobilien, Aktien, weitere Wertpapiere. Weshalb es niemand wundern sollte, dass sich in der"Realwirtschaft" nichts tut. Ein absolut logischer und nachvollziehbarer Ablauf also.
3. Die TNK passen sich diesem Umfeld optimal an und da der reale Sektor nicht in die Puschen kommt (es sei denn wiederum als Derivat von bubbles, siehe Immo-Haussen) ist die sog."Konzentration" weltweit ebenfalls ein völlig logischer Prozess. Die jeweils marginalen Konzerne werden entweder geschluckt oder geben zunächst Teile ab (Dekonzentration), um im"Kerngeschäft" stabil zu bleiben. Die Teile wiederum wandern nicht unbedingt an andere Realwirtschafts-Konzerne, sondern häufig in neue Holdings, welche die Buden entweder weiter ausschlachten oder durch"Straffung" (Klartext: Massenentlassungen) fit für den profitablen Weiterverkauf zu machen, womit wir nichts anderes als einen Aktienmarkt neben und außerhalb der Börsen haben.
4. Die"neoliberale" Politik ergibt sich aus der Finanznot der Staaten ebenfalls automatisch: Man dereguliert und privatisiert, zum einen, um damit die Besteuerungsbasen zu verbreitern, zum anderen, um direkte Erlöse für die Staatskassen zu haben.
Alle"Liberalisierungen" der Geschichte sind Folge finanzieller Probleme des Staates und nicht etwa"Einsicht" in dem Sinne, dass die Privaten dann"mehr" haben und es allen"besser" gehen würde, wiewohl dies stets aufs Neue als Argument aufgetischt wird (gegen"Merkantilismus", pro Freihandel etc.). Im 18. Jh. sehnten sich die Staaten, sämtlich am Rande des Ruins, wenn nicht schon drin, nach einem"Patentrezept", das allen"helfen" würde (sie meinten zuvörderst sich selbst). Daher damals der Ruf nach"Liberalisierung" von allem Möglichen. Auch der bekannte Galiani schrieb 1770 seine Dialoge über den Getreidehandel (Klartext: Forderung nach freiem Handel) nicht etwa in einer zeit, da die Staatskassen vor Überschüssen strotzten, sondern weltweit ähnlich klamm waren wie heute. Ähnliches gilt selbstredend für Adam Smith und dessen Adepten z.B. in Preußen, das - ebenfalls in überschuldeter Lage und schon"Kassenscheine" ausgebend - dann auch zahlreiche Freiheits-Kerzen entzündete.
4. Jeder verhält sich den vorgegebenen Umstände gemäß. Dahinter liegt keine perverse"Strategie", die TNK sonst schon vor Jahrhunderten entdeckt und durchgezogen hätten. So verstockt sind Unternehmer bekanntlich nicht. Auch die Handels- und Kapitalimperien der Oberdeutschen im Frühkapitalismus (16. Jh.) belegen dies aufs Trefflichste: Man startete als Weber (Fugger), also in der Realwirtschaft und endete als Staatsfinanzier, wobei man nur knapp den Folgen der Staatsbankrotte der 1550er Jahre entkam und sich aufs Land zurück zog.
Also: Nichts Neues unter der Sonne. Der derzeitige Durchlauf läuft streng entlang der Lage und Entwicklung der Staatsfinanzen: Je mehr Titel von dort kommen, desto bubbliger wird es, desto weniger erbaulich wird die realwirtschaftliche Lage, desto mehr Verrentungseffekte treten ein, desto schwieriger die Lage an den Arbeitsmärkten, desto problematischer die Lage der privaten Schuldner (die ja Schulden gemacht hatten, um ihre Lage zu verbessern, nicht zu verschlechtern), usw. Man kann das Szenario unschwer fortschreiben.
5. Der Trend in der Realwirtschaft bleibt hochdeflationär, nicht nur Preise, sondern auch Löhne, Renten u.ä. sind betroffen. Die Deflation auf den Finanzmärkten wird dies in Schüben begleiten, wobei natürlich Wechselwirkungen aller Art erscheinen. Sollte die"Niedrigzinspolitik" aufgegeben werden, kommt es zu Donnerschlägen aller Art. Das Risiko ist immens!
6. Das Ende dieses Durchlaufs wird erst erreicht sein, wenn die Staatsfinanzen komplett aus dem Ruder gelaufen sind. Anzeichen dafĂĽr sind unĂĽbersehbar. Wie das Ende der Staatsfinanzen abgewickelt wird, ist die einzig noch offene Frage. Alles andere ist sonnenklar: Es geht stracks weiter in der Richtung wie bisher.
Nicht fĂĽr ungut - und GruĂź!

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