- Schwerverdauliches zum Abendbrot: - Das_Orakel_aus_Oberlahnstein, 02.11.2003, 21:13
- Re: Dieser Punkt ist wichtig - Theo Stuss, 02.11.2003, 21:45
- Re: Dieser Punkt ist wichtig - Student, 02.11.2003, 22:17
- Re: Schwerverdauliches zum Abendbrot / je mehr -ismen, desto... - libertaryan, 02.11.2003, 23:11
- Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! - dottore, 03.11.2003, 10:21
- Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! / Frage dazu @dottore - - Elli -, 03.11.2003, 10:36
- Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! / Frage dazu @dottore - dottore, 03.11.2003, 12:20
- Re: Das ist ja gerade das Risiko von Barem - Theo Stuss, 03.11.2003, 12:20
- Re: Also keinen Streß machen! Herrjeh, jetzt kann der Streß ja doch kommen!? - Student, 03.11.2003, 12:58
- @dottore: Vorsicht beim falsch zitieren, jemand könnte es nachprüfen: - Galiani, 04.11.2003, 11:00
- Re: Ja, die Erinnerung wird schwach und schwächer... - dottore, 04.11.2003, 14:10
- Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! / Frage dazu @dottore - - Elli -, 03.11.2003, 10:36
- Re: Dieser Punkt ist wichtig - Theo Stuss, 02.11.2003, 21:45
Re: Ja, die Erinnerung wird schwach und schwächer...
-->Hi Galiani,
>Sie sollten Galianis amüsante"Dialoge über den Getreidehandel" nicht nur zitieren, sondern auch lesen.
Sie haben völlig Recht, ich hätte sie nochmals lesen sollen. Dafür bitte ich um Entschuldigung.
Mir war nur erinnerlich, dass der Getreidehandel etwas subtiler gesteuert werden sollte und zwar in Richtung freie Einfuhr. Tatsächlich ist es eine Vorform der Agrarpolitik der EU, die der Meister vorgeschlagen hat.
Für Interessenten das Ganze in Kurzform (meine Interpretation):
Die freiheitliche Position vertritt der Chevalier eingangs:
"..."je conviendrai avec vous que ce bas prix du pain [durch freien Handel] est toujours utile, lorsqu'on le peut obtenir. Il favorise la population, il appelle l'étranger, il facilite tout le commerce..."
Worauf der Marquis antwortet:
"Ah chevalier, vous parlez d'or. J'ai toujours été du même avis que vous, pleine liberté, point d'entraves, point de magazins, point de défenses. On a combattu long-temps pour persuader au peuple ces grandes vérités..."
Danach wechselt der Dialog in den bekannten Merkantilismus, von wegen billiges Getreide würde dann exportiert, wogegen was unternommen werden müsse, weil ein niedriger Brotpreis ein hoher Geldpreis sei und vice versa. Also müsse die Ausfuhr gehemmt werden, und nur bestimmte Gebiete, die Frankreich zuzuordnen sind (Monaco, Kolonien) sollten auch ausgenommen bleiben.
Man solle durchaus viel Getreide reinlassen. Der Chevalier dann, sich auf ein Edikt von 1764 beziehend:
"... l'importation des bleds étrangers rendue libre et dégagée de toute espece d'impôt et encouragée au dernier point par l'édit de 64. Elle était une suite du système de liberté indéfinie adopté par les économistes."
Der"Präsident" der Diskussion zieht kritische Zwischenbilanz:
"... à présent je vois très clairement le peu de sûreté qu'il y aurait à compter sur l'importation étrangere, au moins jusqu'à ce que les théories des avantages de la liberté soient adoptées par la plus grande partie des gouvernements...."
Der Einwand des Marquis, der freie Import wäre ein"Tort" für die französische Landwirtschaft, kontert der Chevalier mit dem Hinweis auf den niedrigen Brotpreis, der ihm (ahnungsvoll wie er war) über alles geht.
Danach einigt man sich auf so etwas wie eine Tonleiter: Importabgaben tendenziell so abnehmend wie Exportabgaben zunehmend. Also just das, was die EU-Mechanismus auch vorsahen: Laufend variierende Abschöpfungen, Interventionspreise usw.
>Er bezieht dort nämlich - anders als in seinem Erstlingswerk"Della moneta" - nicht für, sondern vornehmlich und im Prinzip (zumindest unter den Umständen, wie sie in Frankreich um 1760 herrschten) gegen den Freihandel Stellung.
Das weiß ich eben nicht. Immerhin bleibt der Chevalier hartnäckig:
"Assemblez quelques magistrats, quelques intendants, hommes de vertu et de génie; ces corps sont si bien composés que vous ne serez embarrassés que de la préférence dans le choix... Laissez-les faire, vous serez content."
Sein Laissez-faire (hier in amüsantem Bezug, in der Tata) zielt der Chevalier auf jeden Fall, siehe oben, auf niedrigen Brotpreis. Der geht ihm über alles und die Gründe (vorausschauend) leuchten ein: Voller Bauch revolutioniert nicht gern. Am Tag, als die Bastille gestürmt wurde, war der Brotpreis in Frankreich am höchsten.
>Zur Zeit hingegen, als Galiani in"Della moneta" seine Freihandelspostulate niederschrieb, war der (neapolitanische) Staatshauhalt absolut gesund!
Das interessiert mich sehr, aus Galasso habe ich anderes in Erinnerung. Aber bevor ich da nachschaue und es nochmal gelesen habe, zitiere ich es lieber nicht.
Besten Dank für die Kritik + Gruß!

gesamter Thread: