- Real-Enzyklopädie (30): Der 'Zweck' des Geldes - dottore, 08.08.2002, 12:39
- Natürlich interessierts! Wie auch, aus welchem Loch des IMF 30 Mia $ spritzen! - BillyGoatGruff, 08.08.2002, 13:50
- Re: - dottore, 08.08.2002, 16:21
- Re: Real-Enzyklopädie (28): Der 'Zweck' des Geldes - Diogenes, 08.08.2002, 14:28
- Re: Real-Enzyklopädie (28): Der 'Zweck' des Geldes - dottore, 08.08.2002, 16:03
- Re: Real-Enzyklopädie (28): Der 'Zweck' des Geldes ** Interesse, und ob, - Herbi, dem Bremser, 08.08.2002, 15:25
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- Der 'Zweck' des Geldes - Ricardo, 08.08.2002, 17:16
- Re: Geld als 'non-legal-tender'? Milts späte Erkenntnis - dottore, 08.08.2002, 18:22
- Re: Geld als 'non-legal-tender'? Milts späte Erkenntnis - Ricardo, 08.08.2002, 19:04
- Re: Geld als 'non-legal-tender'? Milts späte Erkenntnis - dottore, 08.08.2002, 20:21
- Re: Geld als 'non-legal-tender'? Milts späte Erkenntnis - Ricardo, 08.08.2002, 19:04
- Re: Geld als 'non-legal-tender'? Milts späte Erkenntnis - dottore, 08.08.2002, 18:22
- Re: Real-Enzyklopädie (28): Der 'Zweck' des Geldes / Kurze Nachfrage - --- ELLI ---, 08.08.2002, 18:21
- Re: Real-Enzyklopädie (28): Der 'Zweck' des Geldes / Kurze Nachfrage - dottore, 08.08.2002, 18:47
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Re: Real-Enzyklopädie (28): Der 'Zweck' des Geldes
>Hi Dottore,
>>Es gibt nichts, was Geld als Geld bewirken könnte. Entweder es dient dazu, Kontrakte zu erfüllen oder es ist nicht definierbar.
>Es ist definierbar z.B.: Eine Unze Silber, zwei Gramm Gold.
Das ist dann eine Unze Silber usw. Und das war's.
Ich bin zunächst vom heutigen Zustand ausgegangen. Heute ist Geld bekanntlich in nichts und durch nichts definiert - außer durch Geld selbst, in Form eben des"gesetzlichen Zahlungsmittels", wobei unbestreitbar Zahlungsmittel = Geld ist und Geld = Zahlungsmittel.
Zahlungen setzen eine Zahlungsgrund voraus. Dies ist entweder ein Kontrakt oder eine Abgabe. Zahlungen ohne Zahlungsgrund gibt es nicht.
>>Sämtliche Vorstellungen, es gebe"zunächst mal" Geld und dann könne sich der Geld-Inhaber entscheiden, was er damit macht, übersehen, dass jedes Geld ausschließlich dazu dient, bereits existente, also noch nicht mit Geld bezahlte Kontrakte zu bedienen.
>Wenn zuerst Kontrakt und dann Geld, worauf lautet der Kontrakt dann? Geld kann er dann ja nicht zum Inhalt haben, denn dafür wäre zuerst ein Kontrakt notwendig, den wir aber nicht haben.
Ich bedaure, dass es missverständlich formuliert war. Alle wirtschaftlich relevanten heutigen Kontrakte lauten auf mindestens einer Seite auf Geld. Kontrakte, die nicht auf Geld lauten, z.B. 1 Stunde Musik = 1 Runde Achterbahn, werden, falls eine Seite den Kontrakt nicht erfüllt oder erfüllen kann, in Geld erfüllbar gestellt (Schadensersatz).
>>Geld ist also immer bereits"fällig", sobald es existiert.
>Wo waren die Münzen fällig?
Der ersten Münzen, und damit müssen wir wohl anfangen, so leid es mir tut, waren als Abgaben fällig. Der Herrscher hat sie nicht verschenkt, sondern sich damit Macht (Waffen, Truppen) gekauft und sie als Abgaben wieder eingesammelt. Der Abgabenschuldner musste sich die Münzen vom jeweiligen Münz-Halter beschaffen. Dabei konnte er sie sich leihen (Silberleihe, zinsfrei, siehe frühes Babylon) oder verzinst (was Aristoteles mit seiner Tokos-Theorie nicht geschnallt hat).
Oder er musste dem Münz-Halter Waren oder Leistungen anbieten, um an das Abgabengut"Münze" zu kommen.
>>Geld kann natürlich auch vom Halter genutzt werden, um zusätzliche Kontrakte abzuschließen und zu bezahlen.
>Warum sollte jemand das tun? Wer Geld hat, muß keine Schulden machen.
Doch auch ein Geldhalter kann etwas kaufen, ohne mit dem gehaltenen Geld selbst bezahlen, also den Kaufkontrakt zu erfüllen. Das ist der bekannte Kauf auf Kredit. Ich habe 1000 Geld und kaufe für 10.000 ein Auto. Im übrigen geht es nicht im den Einzelfall, sondern um sämtliche Fälle.
>>Geld kann auch zusätzlich geschaffen werden, ob über ZB oder Banken spielt keine Rolle.
>Die ZB schafft kein Geld, sie macht nur Schulden umlauffähig.
Richtig. Sie schafft kein zusätzliches Geld. Aber sie kann alle möglichen bereits vorhandenen Schuldtitel in Geld verwandeln. Dadurch erhöht sich der Anteil an den Schulden, der umlauffähig gemacht, also in gesetzliches Zahlungsmittel verwandelt wurde. Die gesamte Kreditsumme bleibt von dieser Aktion im Augenblick der Aktion unberührt.
>>Aber es kann niemals netto geschaffen werden.
>Doch z.B. Goldmine, hatten wir schon.
Eine Goldmine fördert Gold, was dadurch noch kein Geld ist. Erst wenn Gold zum"legal tender" erklärt wird, ist es Geld, also etwas, womit zu dabei erklärter Parität (x Unzen = 1 Einheit Geld) Kontrakte, lautend auf diese Einheit (oder ein Vielfaches davon) überhaupt erst möglich sind.
Ansonsten kannst Du gern jederzeit eine Sache (Menge, Gewicht, Qualität) in andere Sachen (dito) tauschen. Dazu musst Du einen Tauschvertrag (Schuldrecht) abschließen. Erfüllt eine Seite den Tauschvertrag nicht, wird entweder auf die Leistung des Tauschgutes geklagt und - falls es nicht beschaffbar ist - auf Schadensersatz in Geld, wobei der Preis des jeweiligen Tauschgutes nicht zum Zeitpunkt des Abschlusses des Tauschvertrages, sondern zum Zeitpunkt der Erfüllung des Tauschvertrages maßgeblich ist.
Schließen wir also jetzt einen Tauschvertrag 1 Krügerrand gegen 300 Liter Benzin ab und verändert sich entweder der Preis in Geld des Krügers oder der in Geld des Benzins bis zum Zeitpunkt der Erfüllung des Tauschvertrages, sagen wir in einer Stunde, dann entsteht für beide Seiten ein Preisrisiko.
>>Sub summa sind sämtliche auf Geld lautenden Forderungen immer gleich hoch sämtlichen auf Geld lautenden Schulden.
>Und was ist dieses"Geld" nun?
Es ist - siehe oben - heute das gesetzliche Zahlungsmittel. Dieses muss bei Fälligkeit (nicht Abschluss!) der Kontrakte, die auf Geld lauten, zur Verfügung stehen.
>>Saldiert ergibt sich immer Null.
>Verbindlichkeit = Forderung, logo. Aber worauf lauten die Forderungen-Verbindlichkeiten?
Auf"gesetzliche Zahlungsmittel". Die sind je nach Zeitablauf des Kontrakts und damit ihres Fälligwerdens darzustellen. Das GZ selbst lautet auf nichts.
>>Das Schuldgeld besteht auch aus einer Sache, nämlich dem Papier, auf dem das Geld gedruckt ist.
>Kredite bezieht seinen Wert aus dem Schuldinhalt, nicht aus dem Papier. Sachenrecht ist hier fehl am Platz.
Ja, der Kredit. Aber es gibt auch einen Sache (Papier) auf dem der Kredit festgehalten ist. Bei Inhaberschuldverschreibungen, wie GZ, fallen Eigentum, Besitz und Forderung daraus zusammen.
>>Einmal wird das Eigentum an dem unverzinslichen Inhaberpapier (Banknote physisch) übertragen. Die ist ein sachenrechtlicher Vorgang.
>>Zum zweiten wird die auf dem Geldschein verbriefte Forderung, die auf die Herausgabe der dem Geldschein bei der ZB zu hinterlegenden Pfand (dieses heute wiederum ein Schuldtitel) zielt, zediert (abgetreten). Das ist ein schuldrechtlicher Vorgang.
>Warum so kompliziert: Übergabe der Note = Zession durch schlüssige Handlung.
Die Note muss als Sache physisch übergeben werden. Damit erfolgt zugleich die Zession der auf dieser Sache verbrieften Forderung. Es muss leider in allen Einzelheiten geklärt werden, auch wenn es natürlich kompliziert wirkt.
>>Derjenige, der eine Ware zu Geld erklärt, kann dies nur tun, indem er diese Ware gleichzeitig als eine Ware erklärt, die an ihn als Abgabe zu leisten ist.
>Wer hat Gold/Silber zu"Geld" erklärt und wann war das?
Soweit die historischen Quellen zu verfolgen sind: Einmal die Babylonier (sie hatten einen Silberstandard, das Silber wurde als Abgabe eingefordert und zum größten Teil thesauriert, sog."Tempelbanken"). Dann die Perser, als sie unter Dareios dazu übergingen, aus dem als Abgaben (Tribute) geforderten Gold (siehe Herodot) Münzen prägten, die sog."Dareiken" (Münz-Bild: Herrscher mit Speer und/oder Bogen). Die Lyder (Gyges, Kroisos) prägten zunächst Elektron, aber nicht um der Bevölkerung endlich das ersehnte Geld zu schenken, sondern, um es als Abgaben wieder einzufordern. In Form von Elektrongeld konnten allerdings nur Binnenabgaben eingefordert werden.
Daher baute Kroisos die inzwischen vom Rammage et. al. ausgegrabene Raffinerie (Affinerie) in Sardeis, um Goldmünzen für die Anwerbung von Truppen aus dem Osten zu haben und Silbermünzen für jene aus dem Westen (Griechenland). Die Nummer ging bekanntlich schief (ausführlich dazu Gewaltmetall-Vortrag).
>Er muß Schulden gehabt haben, denn sonst gäbe es kein Geld, dir zufolge. Worin waren diese Schulden nominiert?
In Stateren. Diese waren die Abgabenverpflicheteten schuldig. 1 Stater: zwischen 8 und 10 Gramm Edelmetall.
>Bei wem hat er sie aufgenommen?
Der Abgabenschuldner, der sie nicht hatte, musste sie swich entweder, siehe oben, leihen, oder gegen Hergabe von eigener Leistung bzw. eigenen Waren beschaffen, was ihn so oder so zur Surplus-Produktion zwang.
Der Herrscher war Abgabengläubiger. Er konnte allerdings sofort auch in die Rolle des Schuldners schlüpfen (was nur die Macht kann, indem sie auf ihre unerschütterliche Gläubigerposition zieht), siehe Alexander, der zum Start seines Abenteuers sehr hoch bei seinen Truppen verschuldet war, siehe Postings dazu.
>Wie hat der gläubiger gewußt, was Geld ist?
Der Gläubiger Macht hat etwas als Geld bestimmt. Der private Gläubiger entstand erst, als private Abgabenschuldner (solvent, aber nicht liquide) sich bei diesem das Abgabengeld beschaffte. Er wusste ganz genau, was Geld war, denn er musste es an den Abgabengläubiger abliefern.
>Niemand kann Geld zu Geld erklären, wenn er es nicht selbst akzeptiert und zwar, um mit dem Geld jene Forderungen, die er geltend macht (Abgaben), begleichen zu können.
>Siehe vorherige Frage.
Kein Privater kann jemals irgendetwas zu Geld erklären. Das ist doch die Malaise. Denn Geld kann nur aus einer Erst-Forderung kommen, die sich dann auf das richtet, was dann"Geld" genannt wird. Diese Erst-Forderung kann nur die Abgabe sein.
>Du drehst dich im Kreis.
Nur aus der Abgabe kann Geld entstehen. So ist es bis heute. Würden entweder alle Abgaben und Steuern wegfallen und / oder das"gesetzliche Zahlungsmittel" gäbe es nichts mehr, was als Geld definiert werden könnte. Der Kreis ist also nicht von mir. Diesen Kreis hat der Staat konstruiert.
>>Auch dem Warengeld muss also immer eine Forderung vorausgehen, die mit Hilfe dieses (dinglichen) Geldes zum Verschwinden gebracht werden kann.
>Mir schwirrt der Kopf.
>Das Versprechen Silber zu liefern macht Silber zu Geld?
Nicht das Versprechen, es zu liefern. Sondern der Zwang, es liefern zu müssen. Damit beginnt jede Edelmetall-Währung.
>Das Versprechen eine Spülmaschine zu liefern macht diese zu Geld? Ist die Forderung auf Spülmaschine Geld oder die Spülmaschine oder beides?
Gutes Beispiel! Würde der Staat Morgen sämtliche Abgaben in Form von Spülmaschinen (Teilen davon oder ein Vielfaches einer Maschine) fordern bzw. deren Abgabe erzwingen, wären Spülmaschinen selbstverständlich Geld.
>Sorry Dottore, das ganze ist bestenfalls ein Zikelschluß, eher ein Durcheinander.
Nein, es hat schon alles seine Ordnung.
>Ich weiß nicht, was du dir von der"Macht" erwartest, retten wird sie dich nicht.
Von der Macht erwarte ich nichts. Alles, was ich derzeit halte, ist das von ihr gewollte Machtmittel, nämlich das GZ in cash.
>Sie kann sich selber nicht helfen, Macht ist zugleich Machtlosigkeit, weil sie Schuldner und Knecht ihrer Gefolgschaft ist.
Ja, die Macht hat ihre Schuldnerposition (Staatsverschuldung) gegenüber ihrer Gläubigerposition (Steuerkassiererin) überzogen. Deshalb geht die Macht, ausübbar durch Gewalt und Zwang, nicht unter. Aber die konkrete Form der Machtausübung, Klartext: Die Demokratie.
>Wäre auch zu komisch. Einmal ist die"Macht" der Ursprung allen Übels und nun soll die der rettende Engel sein.
Die Macht ist der Ursprung von Eigentum, Geld, Zins, Markt, Preis usw. Damit kann sie eine Zeitlang gut klar kommen: Freiheitliche Wirtschaftsordnung" besser als Staatssozialismus ohne privates Eigentum, ohne Geld (nur Bezugsschein), ohne Zins (da Nichtbezahlung nicht in privates Eigentum vollstreckbar), ohne Markt (nur Abholestelle von nach Gusto fabriziertem BIP), ohne Markt sowieso (außer kleinen schwarzen Märkten).
Letztlich scheitert sie aber immer wieder in sich selbst: Ein System, das letztlich aus Zwang geboren wurde und auf Zwang basiert, kann keinen Bestand haben. Es tendiert immer zur Zwangsmaximierung (siehe Staatsquote) und schaufelt sich das Grab, aus dem - kaum ist der Sarg verschwunden - sofort die nächste Machtstruktur ersteht.
Gruß!
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