- Einstein, Freud, die Gewalttheorie und der allseitige Illusionismus - dottore, 25.09.2003, 16:21
- Re: Einstein, Freud, die Gewalttheorie und der allseitige Illusionismus - chiron, 25.09.2003, 16:32
- Freud: Die psychologische Grundlage fĂŒr eine Theorie der Aggression - Helmut, 25.09.2003, 16:57
- Re: Es ging mir nicht um Aggression, sorry - dottore, 25.09.2003, 18:10
- Sind wir damit nicht wieder beim 'Selbsterhaltungstrieb', bei der 'Urschuld' etc (owT) - Galiani, 25.09.2003, 21:36
- Re: Ja, plus das: - dottore, 26.09.2003, 11:11
- Sind wir damit nicht wieder beim 'Selbsterhaltungstrieb', bei der 'Urschuld' etc (owT) - Galiani, 25.09.2003, 21:36
- Re: Es ging mir nicht um Aggression, sorry - dottore, 25.09.2003, 18:10
- Freud: Die psychologische Grundlage fĂŒr eine Theorie der Aggression - Helmut, 25.09.2003, 16:57
- Gewalttheorie und Illusionen - JN++, 25.09.2003, 17:58
- Re: Gewalttheorie und Illusionen - Zandow, 25.09.2003, 18:21
- Re: Tröstung - dottore, 25.09.2003, 19:22
- Ach du heilige Gurke - Zandow, 25.09.2003, 19:32
- Re: Zur Urschuld die Zwangsabgabenschuld - dann passt's schon (owT) - dottore, 26.09.2003, 10:57
- Welche ihrer Theorien stimmt den nun nicht mehr? - mkF - McShorty, 25.09.2003, 19:45
- Re: Die Urschuldthese muss erweitert werden: Um Steuern und RentenbeitrÀge - dottore, 26.09.2003, 10:55
- Re: Die Urschuldthese muss erweitert werden: Um Steuern und RentenbeitrÀge - Burning_Heart, 26.09.2003, 13:22
- Re: Genau so. Wer nicht aufgepasst hatte, war leider ICH (owT) - dottore, 26.09.2003, 14:20
- Re: J E T Z T wird's langsam richtig - Debitismen - Tassie Devil, 26.09.2003, 19:28
- Re: Genau so. Wer nicht aufgepasst hatte, war leider ICH (owT) - dottore, 26.09.2003, 14:20
- Re: Die Urschuldthese muss erweitert werden: Um Steuern und RentenbeitrÀge - Burning_Heart, 26.09.2003, 13:22
- Antiquariate - Zandow, 26.09.2003, 11:10
- Re: Die Urschuldthese muss erweitert werden: Um Steuern und RentenbeitrÀge - dottore, 26.09.2003, 10:55
- Ach du heilige Gurke - Zandow, 25.09.2003, 19:32
- Re: Tröstung - dottore, 25.09.2003, 19:22
- Re: Leider keine ökonomische Binsenweisheit - dottore, 25.09.2003, 18:51
- Re: Nanu, was lesen wir denn hier? - Bob, 25.09.2003, 19:06
- Re: Das ist doch des RÀtsels Lösung - Bob, 25.09.2003, 19:34
- Re: Beinahe, Bob - vgl. zur Sanktion auch Masstricht - dottore, 26.09.2003, 10:40
- Re: Das ist doch des RÀtsels Lösung - Bob, 25.09.2003, 19:34
- Re: Leider keine ökonomische Binsenweisheit - JN++, 26.09.2003, 13:50
- Re: Nanu, was lesen wir denn hier? - Bob, 25.09.2003, 19:06
- Re: Gewalttheorie und Illusionen - Zandow, 25.09.2003, 18:21
- Re: befreie die MĂ€nner......... - ottoasta, 25.09.2003, 18:36
- Re: falls ihr den Link nicht anklicken wollt, hier ein Abschnitt... - ottoasta, 25.09.2003, 19:07
- Re: und nochmal was zur Gewalt von MĂ€nnern... - ottoasta, 25.09.2003, 19:34
- Re: falls ihr den Link nicht anklicken wollt, hier ein Abschnitt... - ottoasta, 25.09.2003, 19:07
- Gewalt ist immer mit Dummheit verbunden - R.Deutsch, 25.09.2003, 18:53
- Re: Es geht doch nicht ums Herrschaften, sondern ums Wirtschaften (s.u.) (owT) - dottore, 25.09.2003, 19:00
- Richtig Reinhard! Freud hat manche bĂȘtisen von sich gegeben! (owT) - Galiani, 25.09.2003, 21:33
- Nicht ganz so intelektuell, aber.... - chiron, 25.09.2003, 19:30
- Lb. chiron! Solche (mekantilistischen) Ansichten sind seit Jahrhunderten passé (owT) - Galiani, 25.09.2003, 21:31
- ...was nichts ĂŒber die QualitĂ€t aussagt. - chiron, 25.09.2003, 22:02
- Re: Nicht ganz so intelektuell, aber.... - dottore, 26.09.2003, 11:29
- Lb. chiron! Solche (mekantilistischen) Ansichten sind seit Jahrhunderten passé (owT) - Galiani, 25.09.2003, 21:31
- Re: Einstein, Freud, die Gewalttheorie und der allseitige Illusionismus - chiron, 25.09.2003, 16:32
Re: falls ihr den Link nicht anklicken wollt, hier ein Abschnitt...
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Kulturgeschichte der SexualitÀt des Mannes
Kulturgeschichtliches zum RollenverstÀndnis von Mann und Frau
R.D. Hesch
Nach einer Fernsehsendung im SĂŒddeutschen Rundfunk,
einem Vortrag auf dem Internationalen Bodenseesymposium
und dem Internationalen Andrologietraining
Dieser Artikel enthÀlt:
Die"Geschichte" des Mannes, Physiologisches zum RollenverstÀndnis
Tabuisierung der Frau
Gewalt gegen sich selbst
Gewalt gegen Andere
Physiologie der mÀnnlichen SexualitÀt
Die Rolle der mÀnnlichen SexualitÀt in unserer Gesellschaft, erektionsfördernde Prinzipien
Die Kontrazeption der Frau als Akt der Selbstbefreiung
Die Bedeutung erektionsfördernder Medikamente fĂŒr die mĂ€nnliche SexualitĂ€t
Bedeutet die Einnahme von Viagra einen RĂŒckschritt?
Bedeutet die Verwendung von Viagra fĂŒr Frauen ein Mehr an zwanghafter SexualitĂ€t durch erektionsenthemmte MĂ€nner?
Fördert Viagra die (gemeinsame) SexualitÀt im Alter?
Ausblick
Kulturgeschichtliches zum RollenverstÀndnis von Mann und Frau
Die Geistes- und Kulturgeschichte der westlichen Gesellschaft ist fast ausschlieĂlichen vom mĂ€nnlichen EinfluĂ geprĂ€gt. Erinnert sei, um nur einige Namen zu nennen, an Sokrates, Platon, Aristoteles, Paulus, Augustinus, Thomas, Luther, Kopernikus, Galilei, Bacon, Decartes, Newton, Locke, Hume, Kant, Darwin, Marx, Nietzsche, Freud. Auch die religiöse Basis, auf der sich alles entwickelt hat, ruht auf MĂ€nnern:
Jesus, - dessen Leben und Wirken allerdings kaum noch etwas mit dem Macht- und Verwaltungsapparat zu tun hat, zu dem sich die katholische Kirche weltweit aus der Interpretation des Lebens Jesu entwickelt hat. Mohammed,- wobei der Islam in Ă€hnlicher Weise wie die groĂe christliche Kirche das Leben der Menschen und die SexualitĂ€t zur MachtausĂŒbung tabuisiert hat. Vorgezeichnet war diese Entwicklung schon im Alten Testament, zitieren wir Coolsaet:
âIn der Genesis heiĂt es: âGott schuf sie als Mann und Frau, zur Frau âsagt Jahwe: Deine Begierde wird dem Mann gelten und er wird Dich beherrschen.
Das ist klare Sprache von MĂ€nnern. Interessanterweise kam die klare Trennung zwischen den Geschlechtern und all das, was direkt oder indirekt mit Sex zu tun haben könnte erst nach dem Exodus der Juden zustande. Der Vater durfte sich nicht lĂ€nger dem Sohn nackt zeigen, der Penis durfte beim Wasserlassen nicht mehr angefaĂt werden und so weiter. Zudem waren die Juden damals davon ĂŒberzeugt, daĂ die Frau nur eine Art Brutkasten sei.. Im Christentum, das hier eine Fortsetzung der Judentum ist, spitzte Paulus die Lage noch ein wenig zu. Er predigte so viel wie den Verzicht auf Lust und GenuĂ. Die Lust wurde mit dem Satan gleichgesetzt. Der Koitus war nur ein Auftrag zur Fortpflanzung. Das ging soweit, daĂ, wenn keine Fortpflanzung mehr nötig oder erwĂŒnscht war, Kastration als Mittel zum Zweck akzeptiert wurde, im Geiste Gottes zu leben,- in der sog,. Josefseheâ.
Man braucht sich also nicht zu wundern, daĂ viele MĂ€nner immer noch KastrationsĂ€ngste haben. Freud hat diese zwar mit dem Oedipuskomplex erklĂ€rt, die Urangst des Mannes ist aber wesentlich gestiftet von Paulus., dessen âThesen bis auf den heutigen Tag nicht zu unterschĂ€tzenden EinfluĂ auf die Haltung der Christen und er kirchlichen Hierarchie, auf die SexualitĂ€t haben. Der war Teufelswerk. Die Folgen einer solchen These waren fĂŒr viele Jahrhunderte erschreckend. Im 7. Jahrhundert beschloĂ das Konzil von Soisson, mit ĂŒberwĂ€ltigender mĂ€nnlicher Mehrheit, daĂ Frauen die Seele eines Tieres habenâ.
So tief muĂte die verĂ€ngstigte MĂ€nnerwelt der ehelosen KirchenfĂŒrsten die Frau erniedrigen, um ihre heterosexuelle UnfĂ€higkeit zur Lehre werden zu lassen.
âDie Dominanz des Phallus ist in der römisch- katholischen Kirche tief verwurzelt. Dazu kommt noch der SĂŒndenfall: Auch hier ist der Sex das Böse und wieder die Frau die Hauptschuldige. Man kann sich kaum vorstellen, welche sinnlosen SchuldgefĂŒhle ein solches Konzept zur Folge hatte.â
Diese UnterdrĂŒckung der Frauen hat nichts damit zu tun, daĂ Frauen weniger intelligent sind; Richard Tarnas sieht darin etwas Archetypisches, das wahrscheinlich schon vor den groĂen Religionsstiftungen bestand.
âDas mĂ€nnliche Element war allgegenwĂ€rtig und dominant, die Gattung Mensch ist in mĂ€nnlichen Worten weltweit ausgedrĂŒckt; der Mensch der westlichen Welt, ein prometheischer Held, der immer nach Freiheit und Fortschritt fĂŒr sich selbst strebte und dabei im Grunde versuchte, sich von dem bergenden Zusammenhang, der ihn hervorgebracht hatte, abzugrenzen und ihn unter Kontrolle zu halten. Diese mĂ€nnliche PrĂ€disposition war, wenngleich weitgehend unbewuĂt, nicht nur charakteristisch, sondern zentral und wesentlich fĂŒr den Werdegang des westlichen Geistes.
Die treibende Kraft dieser Entwicklung war der heroische Impuls, durch den Abschied von der ursprĂŒnglichen Einheit mit der Natur ein autonomes und rationales Selbst zu schaffen. Die fundamentalen religiösen, wissenschaftlichen und philosophischen Perspektiven der westlichen Kultur wurden von diesem dezidiert mĂ€nnlichen Element geprĂ€gt. Beginnend vor 4000 Jahren mit dem Sieg ĂŒber die matriarchalischen Kulturen in Griechenland und in der Levantine, sichtbar in der den Westen durch den jĂŒdisch - christlichen EinfluĂ seither beherrschenden patriarchalischen Religion, in der rationalen Philosophie und in der objektivistischen Wissenschaft. Alles dient der Schaffung des unabhĂ€ngigen individuellen Ichs als Idealbild des Menschen. Um dies zu erreichen, muĂte der mĂ€nnliche Geist offenbar den weiblichen unterdrĂŒcken. Stets beruhte die Herausbildung des westlichen Geistes auf der VerdrĂ€ngung des Weiblichen, der VerdrĂ€ngung des undifferenzierten einheitlichen BewuĂtseins, der participation mystique mit der Natur, der fortschreitenden Negation der Anima mundi, der Weltseele, der Gemeinschaft des Seins, des Allumfassenden, von Mysterium und Vieldeutigkeit, Phantasie, GefĂŒhl., Instinkt, Körper, Natur und, vor allem - Frau:
VerdrĂ€ngung von allem, was das MĂ€nnliche projizierend als âdas Andereâ, das Neutrum identifizierte.
Wir werden zeigen, daĂ diese VerdrĂ€ngung vorzugsweise aus der Angst des Mannes vor der Frau resultiert, woraus diese Angst gespeist wird und wozu sie fĂŒhrt.
Aber diese Trennung von MĂ€nnlichem und Weiblichem weckt zwangslĂ€ufig die Sehnsucht nach dem Verlorenen. Und diese Sehnsucht nach dem Verlorenen erreicht ihren Höhepunkt genau in dem Moment, in dem das mĂ€nnlich - heroische Streben in Gestalt des spĂ€tmodernen, in seiner absoluten Isolation alle bewuĂte Intelligenz im Universum fĂŒr sich beanspruchenden Geistes sein letztes Extrem erreicht hat: Der Mensch allein ist ein bewuĂtes intelligentes Wesen, der Kosmos hingegen blind und mechanistisch, Gott scheint tot. Der Mensch befindet sich in einer existentiellen Krise: Ein einsames, sterbliches und bewuĂtes Ich in einem völlig sinnlos und unzugĂ€nglichen Universum, das sich auĂerdem noch in einer psychischen und ökologischen Krise befindet. Diese Krise des modernen Menschen ist ganz wesentlich eine mĂ€nnliche Krise.
Wie Jung vorhergesagt hat, erlebt nun aber seit geraumer Zeit die zeitgenössische Psyche einen epochalen Wandel, eine Versöhnung der beiden groĂen PolaritĂ€ten, eine Vereinigung der GegensĂ€tze, eine âheilige Hochzeitâ zwischen dem lange dominierenden, jetzt aber entfremdeten MĂ€nnlichen und dem lange unterdrĂŒckten, jetzt aber aufstrebenden Weiblichenâ (Tarnas).
Wir sind sicher, daà es zu einem kulturgeschichtlichen Wandel der Biologie des Mannes kommen wird und genauso so wie die Pille die Frau aus der sexuellen AbhÀngigkeit des Mannes befreit hat, werden erektionsfördernde Mittel den Mann aus der Angst vor dem Versagen angesichts der Frau befreien.
Die âGeschichteâ des Mannes, Physiologisches zum RollenverstĂ€ndnis
Die Geschichte des Mannes ist eine Geschichte der Versagensangst. Die sexuelle Erregung des Mannes mĂŒndet in der Erektion; diese ist ein Ă€uĂerst labiles Geschehen; ihr Auftreten unterliegt kaum dem Willen, sondern hĂ€ngt ab von der sexuellen Erregung. Diese ist ganz wesentlich das Ergebnis von komplexen AblĂ€ufen in unterschiedlichen Gehirnarealen, die zusammenspielen mĂŒssen. Hier hat das mĂ€nnliche Hormon Testosteron seine wesentliche Funktion. Sinnliche EindrĂŒcke (Lust und Liebe) und körperliche Bereitschaft (Physiologie des Penis) mĂŒssen zusammenwirken, damit die Erketion zustande kommt und âaufrechterhaltenâ (im wahrsten Sinne des Wortes) werden kann. Der Vorgang der Erektion ist ein wesentliches, wenn nicht das sinnstiftende Identifikationsmoment in der Biographie eines jeden Mannes. Das Erlebnis des Versagens hierbei ist das fundamentale Trauma in der Biographie des Mannes.
Ich bin der Meinung, daĂ fĂŒr die westliche bestimmte Weltgeschichte die Menschheits,- d.h. Mannbegleitende Kulturgeschichte der Versagensangst des Mannes eine, wenn nicht die bedeutendste bisher nicht ausreichend gewĂŒrdigte Ursache von Gewalt, Vernichtung und Genozid ist.
Coolsaet sagt:
âDie Grundtendenz ist zweifellos die Angst vor der Frau (âDer Mann an sich ist fundamental bange. Er fĂŒrchtet sich vor Frauenâ, Bo Coolsaet: ZEIT 25,1998, 74).), vor ihr, die verfĂŒhrt und verschlingtâ.
Weiter sagt Coolsaet:
âDie Frau wird unbewuĂt als von Natur aus dominant empfunden, sie muĂ also um jeden Preis, notfalls mit Gewalt und UnterdrĂŒckung, selbst beherrscht werden. SexualitĂ€t, sagt Augustinus, bedeutet die Vernunft zu verwerfen. Deshalb war die die Vorstellung einer idealen, unbefleckt - empfangenden, sozusagen sexlosen Mutter in der Person der Jungfrau Maria notwendig,â, um die Angst vor der Frau endgĂŒltig loszuwerden. Diese konnten dann auch die Kleriker angstlos verehren, die normale SexualitĂ€t wurde zur unwĂŒrdigen Ausnahme tabuisiert und der Moralkontrolle unterworfen, da war sie dann wieder die Angst vor der normalen Lust.
Aus der Versagensangst aber vor der sanfteren SexualitÀt der Frau, die keinerlei demonstrativen Charakter hat, aus dieser Versagensangst sind zwei verhÀngnisvolle Entwicklungen entstanden, die Tabuisierung der Frau und die Surrogatentwicklung.
Tabuisierung der Frau
Schon frĂŒh im Rahmen der Entwicklung von patriarchalischen Gesellschaften ist es durch die Besetzung der Frau mit Angst zu einer Tabuisierung der Frau gekommen. Nach der Tabuisierung war es dann das Recht des gestörten Mannes, das Tabu zu durchbrechen und zwar mit auch Gewalt, â die Frau sei dem Manne untertanâ, eine Lizenz zur Gewalt, Gewalt beherrscht immer wider die SexualitĂ€t von MĂ€nnern bis in unsere heutigen Tage.
SexualitĂ€t als Tabubruch bis hin zur UnterdrĂŒckung der Frau ĂŒber Jahrhunderte (Verbringen ins Kloster), bis hin zur Vergewaltigung als Tabubruch, Erniedrigung (Beschneidung in Afrika und Arabien, heute ein Problem, das neben AIDS zur höchsten Sterblichkeit der Frau in Afrika durch Depression fĂŒhrt wie der neuste UNO- Bericht herausstellt), ferner AusschluĂ aus der Gesellschaft (das Wahlrecht haben die Frauen in westlichen Gesellschaften erst seit kurzer Zeit), am schlimmsten ist der Gewaltsex erwachsener MĂ€nner durch Vergewaltigung von Kindern; nicht selten der eigenen; Sex mit Frauen anderer Rassen: impotente MĂ€nner fliegen nach Asien, um dort Frauen gegen Geld zu vergewaltigen, neuerdings werden solche Frauen hier her geschafft fĂŒr den gleichen Zweck.
Da SexualitĂ€t dem Bereich des UnwillkĂŒrlichen zuzuordnen ist, - wir werden darĂŒber noch reden,- hat das androgengeprĂ€gte Gehirn, das die SexualitĂ€t eben nicht rational kommandieren kann, den Konflikt des Versagens unterdrĂŒckt durch Tabuisierung der weiblichen Seele und des Körpers der Frau; wir reden von Pornographie: in Sexfilmen wird immer wieder auf unterschiedlichste Art und Weise bis hin zum Waffengebrauch die Allgegenwart einer funktionierenden Erektion vorgetĂ€uscht oder mit Gewalt erzwungen.
Theweleit hat im ersten Band seines 2- bĂ€ndigen Werkes âMĂ€nnerphantasienâ die Mechanismen aufgezeichnet, mit welchen faschistoide Gesellschaften Frauenrollen - und Frauenbilder entwickeln, die Frau, das andere, wird zum Benutzungsobjekt ritualisiert.
Gewalt gegen sich selbst
Masturbation als individuelle Triebentladung beim Jungen und erwachsenen Mann ist ein allgemeines PhÀnomen in der mÀnnliche Biologie und nichts negatives. Masturbation lÀuft neben der normalen SexualitÀt bei vielen ungestörten MÀnnern ab.
Interessant ist, daà Collegstudenten im Alter zwischen 16- 20 Jahren hÀufiger masturbieren als vergleichbare Jugendliche, die im Arbeitsleben stehen wie die Kinsey Studie ermittelte.
Aber auch dieser normale Vorgang wurde von sexuell gestörten MĂ€nnern tabuisiert, am verhĂ€ngnisvollsten wirkten sich Untersuchungen des Arztes Tissot ĂŒber lange Zeit aus. Dieser erfand wegen der behaupteten krankmachenden SchĂ€den durch Onanie ( am schlimmsten die RĂŒckenmarkdarre, etwas, das ich in meiner Jugend noch zu hören bekam), entsetzliche Instrumente, die naturgemÀà den gesunden Gebrauch des Penis tief im UnbewuĂten eines jeden Kindes nachhaltig stören konnten.
Sexuell gestörte, impotente MĂ€nner benutzen allerdings nicht selten perverse Masturbationstechniken als Ersatz der partnerschaftlich - weiblichen Liebesbeziehung aus Angst vor dem Versagen. Perverse Surrogatbefriedigung ist eine der verhĂ€ngnisvollsten Entwicklungen in der mĂ€nnlich geprĂ€gten westlichen Weltgeschichte, weil sie die Gewalt gegen sich selbst und eine perverse Scham begrĂŒndet. Das Erlebnis des Versagens und die UnfĂ€higkeit damit umzugehen fĂŒhrt zu bestrafender Gewalt gegen sich selbst, Unterordnung unter Gewalt durch andere, âdort seinen Mann stehenâ, â denen zeig ichâsâ (Fremdenlegion, Krieg, Karriere, Torturen, Entbehrungen).
In unserer modernen Gesellschaft sind allerdings die Schranken des Perversen recht weit geworden und vieles, was frĂŒher pathologisch war, wird heute teils in der Ă-ffentlichkeit geduldet,- einer eine erfreuliche Entwicklung, die den Mann den ZwĂ€ngen einer fragwĂŒrdigen Moral befreit, aber auch eine kritische Entwicklung, weil â je mehr sich die SexualitĂ€t im öffentlichen Raum oder in der intimen Situation vom PrimĂ€rsexuellen, von der individuellen Lust und dem spontanen Verlangen entfernt, so behaupte ich, desto hĂ€ufiger ist mit sexuellen Störungen einschlieĂlich erektiver SchwĂ€che zu rechnen ( Kurt Starke, 1997). Der öffentliche Sex, der in den Medien eine allgegenwĂ€rtig funktionierende Erektion suggeriert, ist eher angsteinflössend als befreiend. Die Gesellschaft soll eine lustvolle SexualitĂ€t tolerieren, die Ă-ffentlichkeit soll aber keine Trugbilder einer maschinenhaften mĂ€nnlichen SexualitĂ€t vermitteln, eine Entwicklung, von der man befĂŒrchtet, daĂ sie in gewissenlosen IndustrieeinfluĂ und Kommerz geraten kann.
Gewalt gegen Andere
Ich habe nach all meinen Beobachtungen und Studien vieler Biographien von MĂ€nnern keinen Zweifel daran, daĂ die frĂŒh gestörte SexualitĂ€t von Jungen die Reifung der normalen sexuellen Entwicklung so tiefgreifend stört, daĂ einen normale Beziehung zur Frau spĂ€ter nicht möglich ist, Erektion, wenn sie denn funktioniert als Instrument der Gewalt und wenn sie nicht funktioniert der SurrogatgewaltausĂŒbung dient. Schikane im Beruf, Unterjochung, Krieg gegen andere Versager, Qualen, Folter und Bestrafung von anderen, die eventuell kein Surrogat brauchen (âAndersdenkendeâ), bis hin zu Ausrottung (Genozid).
Es rĂ€cht sich aber, die Frau ĂŒber Jahrtausende zu unterdrĂŒcken, sie ist es, die die nĂ€chste Generation der Jungen wesentlich aufzieht.
Pilgrim hat in seinem Buch âMuttersöhneâ die Frage gestellt: Was veranlaĂt MĂ€nner Gewalttaten zu begehen, BlutbĂ€der anzurichten, die Welt zu zerstören?â Er entwirft die These, daĂ es die Muttersöhne sind, die dies tun, die Söhne der gequĂ€lten und frĂŒh verlassenen MĂŒtter, die mangels eines funktionierenden Vaters keine Geschlechtsidendifikation erfahren können. DaĂ die Frau ihren Sohn an sich binden muĂ, ist eine Verzerrung ihres Verhaltens, die ihr die MĂ€nnergeselschaft zugemutet hat und der Muttersohn wird diese Rache in mehr oder weniger gestörte SexualitĂ€t umsetzen, weiblich darf er nicht werden, mĂ€nnlich kann er nicht werden, er bleibt zeitlebens gestört.
Theweleit hat im 2. Band seines Werkes âMĂ€nnerphantasienâ eine beĂ€ngstigende Analyse des MassenphĂ€nomens Mann als GewalttrĂ€ger gegeben bis hin zur Flucht in homosexuell gefĂ€rbte MĂ€nnergewalt.
Das 20. Jahrhundert war in der Geschichte der Menschheit das Jahrhundert mit den gröĂten Genoziden, die Gewaltherrscher allesamt bis in unsere heutigen Tage (Saddam Hussein, Ceaucescu, Pinochet, Miloszewich,) tief sexuell gestört. Selbst groĂe demokratisch Regierende haben profunde Sexualstörungen (Willy Brand, Bill Clinton). Die gegenwĂ€rtigen BlutmĂ€nner sind TiefkĂŒhldiktatoren. Ihr Tun und Trachten ist eingefroren in demokratisches Gehabe, ihre Aktionen werden mit ökonomischen Erfordernissen und mit politischen Notwendigkeiten maskiert, die Blutspuren im Balkan und in RuĂland sind solcher Art.
Die Menschheit wandert auf einer Gradwanderung zwischen der mehr oder weniger gestörten SexualitÀt ihrer Regierenden und Herrschenden.
Physiologie der mÀnnlichen SexualitÀt
Biologisch gesehen ist SexualitĂ€t die Voraussetzung fĂŒr Fortpflanzung; sie kann aber auch ohne dieselbe ablaufen und das ist heute vorherrschend (VerhĂŒtung). Unter der SexualitĂ€t des Mannes verstehe ich die Lust, alleine oder mit einem Partner sexuellen Kontakt zu haben und erfolgreich Lust zu erleben und auszuleben. Die so bezeichnete Lust nenne ich Libido. Potenz ist die Kraft der Lust zur AusĂŒbung der SexualitĂ€t, Erektion ist die körperliche Erregung, die mit einer Mehrdurchblutung des Penis einhergeht, der sich durch die BlutfĂŒlle aufrecht stellt.
Erektile Dysfunktion ist die komplexe Störung von Libido und neurovaskulĂ€rer Regulation von Tumeszenz und RigiditĂ€t des Penis, die ĂŒber lĂ€ngere Zeit anhĂ€lt.
Ich gebe diese Definition absichtlich, da Zilbergeld noch 1993 sagt, es gĂ€be â immer noch keine allseits akzeptierte Definition, was eine Erektionsstörung ĂŒberhaupt seiâ, versuchen wir es doch mit meinem Vorschlag, sonst wissen wir ja am SchluĂ gar nicht worĂŒber wir reden.
Nach dem gegenwÀrtigen Kenntnisstand wird die SexualitÀt des Mannes durch drei wesentliche Elemente gesteuert:
PrimĂ€r bedarf es einer androgengesteuerten neuronalen Vernetzung des mĂ€nnlichen Gehirns, damit dieses mĂ€nnliche Lust entstehen lassen und erleben kann; diese Hormonsteuerung anders ist als die des weiblich geprĂ€gten Gehirns. Die IdentitĂ€t der mĂ€nnlichen PrĂ€gung des Gehirns und der mĂ€nnlichen Lust wird durch Testosteron, das Hodenhormon, bestimmt. Diese GehirnprĂ€gung und die permanente PrĂ€senz von Androgenen im Gehirn ist fĂŒr die mĂ€nnliche SexualitĂ€t fundamental.
In bestimmten Regionen des androgengeprÀgten Gehirns kommt es bei sexueller Reizung durch unterschiedliche sexuelle ReizqualitÀten zur einer Erregung typischer Zentren. Diese neuronale Erregung des Gehirns programmiert die Organisation wichtiger vegetativer, hormonaler und vaskulÀrer AblÀufe, die darauf abzielen, Emotion und körperliche Funktionen in Richtung eines sexuellen Erregungsablaufes zu stimmen.
Teil des sexuellen Erregungsablaufs ist die Erektion. Es ist klar, daĂ der sexuelle Erregungsablauf beim Mann (wie ĂŒbrigens auch bei der Frau) ein komplexes Geschehen ist. Die Erektion ist dabei ein wĂŒnschenswerter Zustand, um einen Geschlechtsakt abzuschlieĂen, aber kein notwendiger Vorgang fĂŒr lustvoll empfundene SexualitĂ€t (sexuelle Bedeutung). FĂŒr den Mann hat die Erektion im Laufe der westlichen Kulturgeschichte die Bedeutung eines notwendigen Ereignisses beim sexuellen Erregungsablauf erlangtž damit ist der Anspruch an ihre PrĂ€senz entstanden (kulturelle Bedeutung).
Die Erektion ist ein Vorgang, der im Gehirn in den Regionen codiert ist, in denen das UnwillkĂŒrliche programmiert wird, damit hat sie wesentlich zwei Komponenten:
Die Biographie: die Erektion entspricht dem Lebensstil des Mannes, damit der Maturation der Persönlichkeit, der jeweiligen SexualitÀt und der erektiven Disposition.
Die Psychologie: Wesentlich hÀngt die Erektion von der Emotion, von der aktuellen Lebenssituation ab ( Partner, Ambiente, Stimmung, Gesundheit von Schlaf und Körperfunktionen)
Die Erektion, - da sie im UnwillkĂŒrlichen programmiert wird,- entzieht sich komplett dem Willen des Mannes., ein entscheidendes Moment ĂŒberhaupt.
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Daten zur Frage wie der Mann seinen Penis betrachtet, ferner neuere Daten zur Ausstattung des Penis, die geeignet sind mit vielen alten Vorurteilen aufzurÀumen:
Die Penisgrösse im Alter hat nach neueren Untersuchungen damit zu tun, wie hĂ€ufig der Penis erigiert wird und dies hat etwas mit der hormonalen Gesundheit zu tun, ob die HĂ€ufigkeit des Samerergusses schĂŒtzend gegen Prostatkrebs ist, ist eine interessante Ăberlegung.
Wir wissen heute deutlich, daĂ sowohl die spontane nĂ€chtliche Erektion als auch die sexuell ausgelöst Erektion eine AbhĂ€ngigkeit zur Androgenwirkung zeigen. Hormonale Gesundheit des Mannes ist immer auch Erektion, damit hat die Erektion auch die Funktion eines Barometers der Hodenhormonsekretion. Zeichen eines Androgenmangels ist beispielsweise eine Masturbation ohne Erektion (endokrine Bedeutung, Hormongesundheit). Erektionsfördernde Medikamente bedĂŒrfen der hormonalen Gesundheit zur vollen Wirksamkeit.
Die Rolle der mÀnnlichen SexualitÀt in unserer Gesellschaft, erektionsfördernde Prinzipien
Wir können nun untersuchen, welche Rolle die mÀnnliche SexualitÀt und ihre seit Jahrhunderten dauernde Störung in der gegenwÀrtigen Gesellschaft spielt
Das biologisch androgen geprÀgte Gehirn ist auf Aggression und Sieg, die SexualitÀt mÀnnlicher Lebewesen auf Macht, Besitz und Vollzug ausgerichtet; die wenigen matriarchalischen Gesellschaften, die dieses Prinzip nicht kennen, sind in der Evolution unterlegen.
Dieser evolutionĂ€re Druck auf den Mann hat sich vor allem in seiner SexualitĂ€t festgemacht, mit besonderer Betonung der Erektion. Somit hat das evolutionsbiologische Bild der mĂ€nnlichen SexualitĂ€t seinen Fixpunkt in einer funktionierenden Erektion, was sich in der Erziehung eines Jungen zum Mann auch gesellschaftlich festmacht. Schlichtweg geht man deshalb davon aus: Der Mann kann immer, zu Luft, auf Erden, unter Wasser, im Krieg, in der WĂŒste.
Die kulturgeschichtliche Betrachtung zeigte uns, daĂ MĂ€nner in unterschiedlichem AusmaĂ dieser Vorstellung nicht nachkommen können. Der bereits im Altertum verbreitete Gebrauch von Aphrodisiaka aller Arten beweist, daĂ, was fast als Naturgesetz galt, falsch sein muĂ. Trotzdem wird die SexualitĂ€t des Mannes immer mit dem Erfolg der Erektion in Zusammenhang gebracht; wer diese nicht bringt ist ein Versager! Versagen ist persönlich und gesellschaftlich ein fast nicht zu ertragendes Erlebnis und darĂŒber hinaus seit Jahrhunderten auĂerdem ein Tabu.
Wir haben gesehen, daĂ viele MĂ€nner aus diesem Versagen heraus in Surrogaterlebnisse, die meist eine aggressive, entweder gegen sich selbst oder gegen andere gerichtet Komponente enthalten, selten findet dieses Versagen eine Sublimierung in der Kunst, hĂ€ufiger in Depression. Dichter, Politiker, Diktatoren sind Beispiele fĂŒr eine aus dem Versagen fehlentwickelte SexualitĂ€t..
Viagra bringt kulturgesellschaftlich eine Wende. Erstmals kommt es zu dem öffentlichen EingestĂ€ndnis, daĂ eine regelmĂ€Ăig ablaufende Erektion nach der Vorstellung: âMann kann immerâ ein jahrhundertelang gepflegter Schwindel an der Rolle des Mannes war, der diesen auĂerdem noch in eine unglĂŒckliches gesellschaftliches RollenverstĂ€ndnis brachte. Jetzt zeigt sich, daĂ die Erektion neben der biologischen auch eine menschliche Komponente hat, daĂ sie Auskunft ĂŒber die Befindlichkeit des Mannes anzeigen kann, seine Biographie und die der Partnerschaft, in der SexualitĂ€t stattfinden soll.
Die Möglichkeiten, die Viagra eröffnet, gestatten es dem Mann, die Erektion als eine Möglichkeit, aber nicht mehr als etwas Zwanghaftes zu erleben; eine Möglichkeit, von der man Gebrauch machen, sie aber auch lassen kann. Der Druck des Versagen fĂ€llt weg. Eine Erektion ist möglich, wenn sie gewĂŒnscht und nicht nur, wenn sie gebraucht wird. Eine der gesellschaftlichen Hauptwirkungen von Viagra könnte Gelassenheit sein, gelassener Umgang mit mĂ€nnlicher SexualitĂ€t. Der Zwang, fehlende Erektion in Perversionen zu suchen, dĂŒrften geringer werden. Wenig Hilfe bringt Viagra Kranken, deren perverse SexualitĂ€t auf dem Boden einer fehlgeleiteten Erziehung gewachsen ist, hier ist die Psychotherapie gefragt.
Die Kontrazeption der Frau als Akt der Selbstbefreiung
Die VerhĂŒtungspille hat die Frau in der zweiten HĂ€lfte unseres Jahrhunderts zum ersten Mal aus der verfĂŒgbaren UnterdrĂŒckung durch den Mann herausgefĂŒhrt. Wie immer man auch diese Entwicklung analysiert, sie ist nicht zu trennen davon, daĂ die Frau jetzt ĂŒber ihre SexualitĂ€t selbst verfĂŒgen kann und zwar unabhĂ€ngig von Schwangerschaft und Stillzeit, sondern durch selbstgetroffene bewuĂte Entscheidung. Seitdem kommt beim Mann in noch stĂ€rkerer Weise wieder die alte Angst vor dem Versagen hoch.
Die kurze Phase des sanften Andienens hat sich in der harten westlichen MĂ€nnergesellschaft nicht durchsetzen können. Trotzdem ist durch feministische, ökologische, archaische, gegenkulturelle und multikulturelle eine Bewegung in die Gesellschaft gekommen, die vor dem Versagen des Mannes vor sich selbst nicht mehr halt machen wird,- und zwar weltweit. Diese Entwicklung geht ebenfalls weltweit parallel mit einer Auflösung der Trennung zwischen weiblicher und mĂ€nnlicher Welt, dem Zusammenbruch der politischen und religiösen Blöcke, einer weltweiten VerstĂ€ndigungsmöglichkeit. Inwieweit die groĂen Religionen noch einmal die Menschheit in eine Krise stĂŒrzen und in welchem AusmaĂ, kann noch nicht gesagt werden.
Ich bin aber der festen Meinung, das erektionsfördernde Medikamente den Mann aus dem biologischen Zwang zur erfolgreichen Erektion und aus der Angst vor deren Versagen ebenso befreien werden wie die Pille die Frau aus der VerfĂŒgbarkeit durch den Mann befreit hat. Freilich werden fĂŒr diese Entwicklung einen Zeitraum von zwei Generationen ansetzen mĂŒssen, jede Spekulation ist daher heute verfrĂŒht und die Gegner dieser These sollten sich dies auch zu Herzen nehmen.
Die Bedeutung erektionsfördernder Medikamente fĂŒr die mĂ€nnliche SexualitĂ€t
Durch erektionsfördernde Medikamente kann die Potenz und damit die Erektion kontrolliert ins BewuĂtseins ĂŒbernommen werden, Ă€hnlich dem Vorgang, der es Frauen gestattet durch empfĂ€ngnisverhĂŒtende MaĂnahmen ihre FertilitĂ€t zu steuern. Mit dieser Möglichkeit sollte die Urangst des Mannes, die Angst vor dem sexuellen Versagen des nicht steuerbaren Vorgangs Erketion, ein fĂŒr alle Mal ein Ende haben. Der Mann kann sich öffnen und der Liebe und seiner Partnerin ohne diese Urangst zu begegnen. Die Legende âMann kann immerâ, die immer eine LĂŒge war, kann aufgegeben und durch die Chance ersetzt werden âMann darf immerâ, er kann, wenn man Lust hat, wenn beide Lust haben. Der Mann hat keine Angst mehr vor der Frau, er ist ein mĂŒndiger Partner in einer mĂŒndigen und funktionalen SexualitĂ€t.
Bedeutend erscheint mir auch, daà durch erektionsfördernde Medikamente eine bessere Synchronisierung der Liebe möglich ist.
Der Erregungsablauf beim Mann verlĂ€uft in einem kĂŒrzeren Zeitrahmen als der der Frau und mĂŒndet nicht selten in einer vorzeitigen Ejakulation. 60 % aller Frauen sollen bei dieser sexuellen Interaktion keinen Orgasmus erleben, da die Phasen der sexuellen Erregung bei der Frau in zeitlich lĂ€ngeren Wellen auftreten. Eine lĂ€nger anhaltende Erektion und die fehlende Furcht vor ihrem vorzeitigen unwillkĂŒrlichen Ende, kann den Erregungsablauf des Mannes an den der Frau angleichen, durch geeignete Erziehungs- und AufklĂ€rungsmassnahmen wird hierdurch langfristig eine neue Liebeskultur entstehen, deren partnerschafts- und gesellschaftsrelevante Folgen wir nur erst andenken können.
Die dadurch freigesetzten mĂ€nnlichen Möglichkeiten können und werden enorm sein und die Kultur des Zusammenlebens von Mann und Frau, aber auch der Gesellschaft, tiefgreifend beeinflussen. Es ist zu erwarten, daĂ sich die Verhaltenskultur des Mannes in den kommenden Jahren nicht nur gegenĂŒber der Frau, sondern auch gegenĂŒber anderen, vor allem Ă€lter werdenden Menschen in unserer Gesellschaft entscheidend verĂ€ndern wird; GlĂŒck wird wichtiger als Macht. Dies ist sicher ein langsamer ProzeĂ, der sich auch durch Unkenrufe des MiĂbrauchs durch unreife Menschen in seiner Gesamtentwicklung nicht beeintrĂ€chtigen lĂ€Ăt.
Was ein GlĂŒck fĂŒr viele MĂ€nner, daĂ sie keine Pornographie mehr brauchen, kein SM, keine anderen Techniken oder Anregungen, um zu einer funktionalen Erektion zu kommen. Was fĂŒr ein GlĂŒck fĂŒr Frauen, daĂ sie einen mĂŒndigen Partner und keinen Ă€ngstlichen âSchlappschwanzâ an ihrer Seite haben, den sich fĂŒrchten mĂŒssen.
Bedeutet die Einnahme von Viagra einen RĂŒckschritt?
Im Gegenteil, Viagra ist ein Fortschritt in der biologischen und gesellschaftlichen Befreiung der mÀnnlichen SexualitÀt.
Hinter uns liegen die Zeiten der unaufgearbeiteten Probleme des Mannes mit der Störung seiner Libido, die andere Ursachen hat als die Störung der Erektion. Seit dem Mittelalter mit seiner kirchlichen PrĂ€gung von mĂ€nnlicher Macht und SexualitĂ€t beobachten wir eine fehlgeleitete Erziehung heranwachsender Jugendlicher und MĂ€nner durch UnterdrĂŒckung der mĂ€nnlichen SexualitĂ€t wie wir das an der Masturbation gezeigt haben. Wie die Befreiung der weiblichen SexualitĂ€t durch die Pille kann Viagra ein erster Schritt zu einer mĂŒndigen SexualitĂ€t fĂŒr den Mann werden. Die Angst nicht mehr zu versagen, nicht mehr zu mĂŒssen, sondern dann zu können wenn ich will, fĂŒhrt zu Gelassenheit und nicht zu Vergewaltigung. Die Vorstellung, mich in Ruhe der Liebe widmen zu können und nicht auf meine Erektion achten zu mĂŒssen, hat etwas Befreiendes.
Bedeutet die Verwendung von Viagra fĂŒr Frauen ein Mehr an zwanghafter SexualitĂ€t durch erektionsenthemmte MĂ€nner?
Diese Gefahr sehe ich als Randerscheinung, die aber nicht ignoriert werden soll. Viagra wird bei einer Randgruppe von MĂ€nnern, die immer schon eine perverse SexualitĂ€t gepflegt haben, eine neue Variante ins Spiel bringen. Denken wir an den prominenten Politiker und NobelpreistrĂ€ger, die sich Frauen vorfĂŒhren lieĂen, weil seine normale SexualitĂ€t nicht mehr funktionierte. Denken wir an Ă€ltere MĂ€nner, deren MachtbedĂŒrfnis verkommen ist und die Lust im Bordell suchen. Denken wir an brutale EhemĂ€nner, die ihre Frauen vergewaltigen. In diesen FĂ€llen ist Perversion und BrutalitĂ€t aber durch eine fehlgeleitete Biographie hervorgerufen und besteht somit mit und ohne Viagra.
Alice Miller hat in ihrem Buch gezeigt, wie frĂŒhkindliche Gewalt durch Eltern zu einer profunden Störung des Verhaltens fĂŒhren kann.
Vergewaltigung entsteht im Kopf und nicht im Bauch und ist die Folge einer androgenen Fehlsteuerung des Gehirns. Vergewaltiger werden erektionssteigernde Medikamente benutzen, der Drang zur Vergewaltigung entsteht aber nicht durch die Verwendung derartiger Mittel. Es ist Aufgabe unserer Gesellschaft, dieses Problem zu lösen, Viagra kann bei der Lösung des Problems eher helfen, als es zu verschlimmern. ZahlenmĂ€Ăig wird es nicht zu mehr Vergewaltigungen kommen als bisher, die Zahl wird eher abnehmen.
Fördert Viagra die (gemeinsame) SexualitÀt im Alter?
In wenigen Jahren ist ein groĂer Teil unserer Bevölkerung ĂŒber 60 Jahre alt; ĂŒber die HĂ€lfte dieser Menschen werden Frauen sein. Wir wissen, daĂ das BedĂŒrfnis nach Liebe und SexualitĂ€t nie aufhört und auch nicht vor dem hohen Alter Halt macht. Trotzdem hat man in unserer Gesellschaft einen Verzicht darauf kultiviert und SexualitĂ€t im Alter tabuisiert. SchlieĂlich gibt es noch andere Dinge im Leben, BeschĂ€ftigung mit dem Geistigen, SexualitĂ€t ist fĂŒr junge Menschen reserviert, weil sie an die Fortpflanzung gekoppelt ist, also nichts fĂŒr Frauen nach der Menopause; jĂŒngere Menschen empfinden SexualitĂ€t im Alter abstoĂend und anstöĂig.
Dies wird sich Ă€ndern, denn in einer Gesellschaft Ă€lter werdender Menschen gehören neben Vorsorgeprogrammen fĂŒr die Gesundheit bis ins hohe Alter auch Hilfsmittel, die das Leben schön und genuĂreich gestalten. Der Verzicht auf GenuĂ im Alter ist etwas Unmenschliches, das hĂ€ufig die Gesichter alter Menschen zeichnet.
Durch die Hormonersaztherapie Ă€lter werdender Frauen bis in das hohe Alter bleibt deren hormonabhĂ€ngige Gesundheit und auch die SexualitĂ€t langfristig erhalten. Der GenuĂ an Gesundheit und SexualitĂ€t wird zu einem wesentlichen Element alter Menschen gehören. NatĂŒrlich mĂŒssen endlich auch Programm zur hormonabhĂ€ngigen Gesundheit des Mannes auf den Weg gebracht werden. In diesem Bereich wird Viagra fĂŒr den Mann, dessen Libido und dessen LiebesbedĂŒrfnis noch vorhanden ist, eine Bereicherung des Lebens mit seiner Partnerin bedeuten.
Ausblick:
SchlieĂen wir also:
Das Tatsachen ist nun bekannt.
Die bisherigen Gesellschafts- Moral- und Erziehungsmodelle haben entlang der Geschichte der Menschheit bei der Lösung des fundamentalen mĂ€nnlichen Problems versagt, weil es eben kein gesellschaftliches, sondern ganz zu allererst ein biologisches PhĂ€nomen ist, dessen Vorhandensein als faktisch und unabĂ€nderlich galt. Die bisherigen Modelle haben nicht dort angesetzt, wo meiner Meinung nach biologisch und anthropologisch das Problem beginnt, sondern sie haben in unterschiedlichem Sinne eine postfaktische ProblembewĂ€ltigung angestrebt. Da es nie biologisch verstanden wurde, wurde ĂŒber Jahrtausende eine Lösung im gesellschaftlichen Kontext gesucht. Die Geschichte hat uns âblutigâ gelehrt, daĂ diese Strategien nicht zum Ziele fĂŒhren können.
Modelle der Enthaltung, der Tabuisierung, der Entsagung, der Regulierung, der Kontrolle, der UnterdrĂŒckung in unterschiedlichen weltanschaulichen, politischen und gesellschaftlichen Systemen haben alle versagt, fast keiner der GesellschaftsentwĂŒrfe hat nicht zu gewalttĂ€tigen Auseinandersetzungen gefĂŒhrt. Die Geschichte lehrt aber, daĂ letztlich nur die GesellschaftsvertrĂ€ge zum Fortschritt der menschlichen Grundnormen gefĂŒhrt haben, welche Befreiungskonzepte aus zwanghaftem Leid hervorgebracht haben.
Die alleinige Medikalisierung der Erektion als Life Style event darf natĂŒrlich nicht zu einer Trivialisierung der mĂ€nnlichen und partnerschaftlichen SexualitĂ€t fĂŒhren, sondern es sind jetzt neue Ă€sthetische und emotionale Erziehungsmodelle erforderlich, welche GenuĂsexualitĂ€t als die intensivste Möglichkeit eines partnerschaftlichen Vertrauenerlebnisses und der gegenseitigen Verantwortung herausbilden, ferner sollte die FortpflanzungssexualitĂ€t eine angemessene gesellschaftliche Bedeutung wiedergewinnen, damit der Generationenvertrag auch in einer Gesellschaft mit einem gröĂeren Anteil Ă€lterer Menschen sicher eingehalten werden kann
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